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256 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 5. Heft. (Mai 1920.)
käme aber nach den radiographischen Versuchen von Pöra., Isi-
tani u. a. wohl erst bei vielstündiger Exposition zur Geltung.
Ich weiß nicht, ob neuere Pendelforscher, wie Kallenberg und
öhlenheinz, deren Bücher schon wieder vergriffen sind, so daß ich
sie nicht einsehen konnte, diesen naheliegenden Versuch schon
ausgeführt haben. Jedenfalls wäre ich sehr dankbar, wenn mir
Prüfungsergebnisse mitgeteilt würden.
HL Abteilung.
Kurze Notizen.
a) Eine Hochschule für Spiritismus. Die spiritistische Welle,
die jetzt England überflutet und jeden Tag neue Berichte über
Gespräche mit Toten und Erfolge von Medien zeitigt, hat auch zur
Gründung einer Hochschule gefühlt, die demnächst in London eröffnet
werden soll. Diese Hochschule befindet sich in einem
großen Hause in Holland Park und ist von einem bekannten spiritistischen
Schriftsteller J. Hewat Makenzie, und seiner Frau
ins Leben gerufen worden. Makenzie behauptet, positive Beweise
für das Fortleben nach dem Tode zu besitzen, und will von vielen
abgeschiedenen Freunden genaue Einzelheiten über ihr Dasein
nach dem Tode erfahren haben. Die Lehre vom Leben nach dem
Tode ist deshalb auch der Hauptunterrichtsgegenstand an dieser
spiritistischen Hochschule. Eine Anzahl von Lehrern ist bereits
für das Institut verpflichtet; de Zahl der Schüler wird für das erste
Jahr auf 500 beschränkt. Der größte Raum der Hochschule wird
als Vorlesungssaal benutzt, und hier ist auch die umfangreiche
Bibliothek spiritistischer Werke aufgestellt. Sodann gibt es besondere
Räume für „Materialisationen" und für „Geisterphoto-
graphie". Makenzie wünscht sich als Schüler seiner Anstalt „normale
Männer und Frauen, nicht überempfindliche Neurastheniker,
die zu leichtgläubig sind".
b) Viktor Blüthgen f. Tn Berlin ist Viktor Blüthgen,
einer der liebenswürdigsten Dichter der Gegenwart, im Alter von
76 Jahren gestorben. Blüthgen war namentlich als vielgelesener
Jugendschriftsteller bekannt und geschätzt. Seine drolligen Verschen
zu den Bilderbüchern von 0. Pletsck, sein „Schelmenspiegel
", sein „Froschmäusekrieg", seine Märchen „Hesperiden"
sichern ihm allem schon einen Ehrenplatz unter Deutschlands
Schriftstellern. Blüthgen war Theologe, konnte aber den geistlichen
Beruf wegen körperlicher Leiden nicht ausüben; daher
widmete er sich dem Schrifttum, das ihm so viele Erfolge und
Anerkennung bringen sollte. — Der okkultistischen Bewegung
brachte der edle Verstorbene, wie schon sein vielgelesener
Roman über „Die Spiritisten" beweist, seit vielen Jahren das leb-
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