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306 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. «. Heft. (Juni 1920.)
zur telegraphisehen Anfrage über einen unwahrscheinlichen
Todesfall veranlaßten, auf den Bahnhof zum Abholen eines unerwarteten
Besuches trieben, die meinen Anschauungen über Ent-
wickelung der Geister völlig zuwiderliefen, die sich aufs sinnloseste
untereinander widersprachen, und die mir etwas ankündigten
, das ich nicht kannte, z. B. innerliches Hören an zwei verschiedenen
Stellen, Hören wie aus der Entfernung, oder eigenartige
Gerüche, Gedankenaufhebung, Schmerzgefühle, Juckreiz
an bestimmten Stellen, welche Ankündigungen dann wirklich bei
\ ollem Wachbewußtsein und schärfster Selbstbeobachtung eintrafen
.
Endlich äußerten sich die fremden Intelligenzen auch noch
dadurch, daß sie meine Wortvorstellungen abschwächten, so daß
. sie innerlich nicht mehr klangen, mir die Konzentration erschwerten
, mir schreckhafte Träume sandten oder die Gedanken und
früheren Erlebnisse der Anwesenden z. T. über jede Möglichkeit
des Vermutens hinaus mitteilten.
Die Intelligenzen haben, wie aus den mitgeteilten Beobachtungen
und Analogien zu schließen ist, die Fähigkeit, Gedanken zu
lesen, selber zu denken und Gedanken einzugehen, sich früherer
Erlebnisse aus ihrem Geisterdasein wie natürlich auch der in
ihrem irdischen Leben erworbenen Kenntnisse zu erinnern, zu
sehen, zu riechen und jedenfalls auch zu hören; dafür, daß sie
Temperaturunterschied, Berührung und Schmerzen wahrnehmen
könnten, bot sich kein ganz sicherer Anhaltspunkt. Sie sind in
der Lage, schwache mechanische Wirkungen zu vollbringen, Geräusche
zu erzeugen, die Quaklaute anscheinend nur, wenn ich
durch Bewegung in Stiefeln die hinreichende Menge Reibungsod
erzeugt hatte, Riechstoffspuren anzuziehen und zu transportieren,
Wärme abzuleiten, Berührungseindrücke hervorzurufen, und auf
nicht über das Bewußtsein wirkendem, also nicht suggestivem
Wege im Körperinnern Störungen zu verursachen.
Sie sind anscheinend immer wach, von wechselnder Bildung,
Urteilskraft und Auffassungsgabe, verschiedenen Interessen, Bestrebungen
und Charaktereigenschaften, teilweise von recht unvollkommenen
Kenntnissen und von niedrigen Motiven geleitet.
Von einer Wandlung zur Engelhaftigkeit war bei den Geistern,
die mich in jener Zeit in der Regel umgabeif, nicht das geringste
zu bemerken.
Wen diese Ausführungen von dem Vorurteil abbringen, daß
alles, was über die Existenz von Geistern gesagt wird, Geschwätz
von Leichtgläubigen, Kranken und Halluzinanten sei,
der mag Aksakows Werk über „Animismus und Spiritismus<4*)stu-
*) Soeben in 5. Auflag* erschienen. Preis brosch. 30 M., gebunden
37*50 M. Verlag Oswald Mutze, Leipzig.
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