Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 310
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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810 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 6. Heft (Juni 1920.)

erblickt er die Hüterin der Schwelle, die sich hohnlächelnd auf
ihr Opfer stürzen will: er vermag ihr auch jetzt noch zu trotzen,
da er Viola, welche das schreckhafte Wesen in sein Dunkel einzuhüllen
strebt, ihr durch seinen freiwilligen Opfertod entreißen
will. Die Seele, welche liebt, kann alles wagen — das Gespenst
verfällt und weicht vor ihm zurück „wie ein Dunst, der abnimmt,
wenn die Sonnenstrahlen auf ihn fallen und ihn aufzehren." An
Stelle des Greuels steht Adon-Ai, der Sohn des Sternen&rahles
vor ihm, der Zanoni als das erhabenste Erbteil seines Geschlechtes
die Ewigkeit verheißt, welche mit dem Grabe ihren
Anfang nimmt, und selbst die Schwere, die noch durch die Sorge
um Gattin und Kind auf dem Herzen des Weisen liegt, wird ihm
in dieser Stunde genommen, da sie dem Schutze des Höchsten
anheimgegeben sind. Nur durch die Pforte irdischer Vernichtung
geht für ihn die wahre Einweihung zur Weisheit und Heiligkeit —
„Meynour, wirf dein Elixier weg! lege die Bürde deiner Jahre
ab! Wohin immer die" Seele wandern mag, die ewige Seele aller
Dinge ist und bleibt ihr heiliger Schutz und Schirm!"

In dem Kerker, in dem die zum Tode Verurteilten den letzten
Tag erwarten, treffen wir Viola und Nicot wieder — der so treulos
Verlassene steht wieder vor ihr in der Herrlichkeit seiner unvergänglichen
Jugend und seiner überirdischen Schönheit. Sie
wagt es nicht mehr, ihm zu mißtrauen, ab w ein Grauen erfaßt sie,
als er ihr seinen Irrtum gesteht, ihr Leben zu dem seinigen
emporzutragen. Sie ahnt nicht, daß er den Wärter bestochen hat,
Viola einen Tag Aufschub zu gewähren, um dafür selbst für sie
den Gang nach dem Schafott zu gehen — sie begreift erst den
Zusammenhang, als der Tag das Dunkel des Kerkers erleuchtet •
und sie den Wiedergefundenen nicht mehr an ihrer Seite sieht.
Schon ist der Tyrann gestürzt, als die Verurteilten die Todesfahrt
antreten, aber noch einmal zerstreuen die Schergen des Diktators
die Aufständischen, die die Opfer befreien wollen, und alle fallen —
in ihrem Traum sieht die arme Gefangene die Lichtgestalt des
Geliebten hinaufsteigen zu den ewigen Höhen, die ihn aufnehmen
, nachdem ihn der Tod von allem Irdischen gereinigt hat.
Unter dem Jauchzen des Volkes fällt auch das Haupt des Diktators
, und die Herrschaft des Schreckens ist zu Ende, als aber die
Befreier auch in das Gefängnis eindringen, wo die Unglücklichen
auf ihre letzte Stunde warten, da finden sie darin eine Frau tot
auf ihrem ärmlichen Lager sitzend — auf den Lippen ein Lächeln
himmlischer Seligkeit. Ein Kind lächelt ihnen entgegen, das an
dem Kleide seiner Mutter spielt — es lächelt; denn die Vaterlosen
stehen in Gottes Hand. (7. Buch.)

Soweit in Kürze über den Inhalt des merkwürdigen Buches.
Der Leser wird gefühlt haben, daß gerade dieser Roman Bs.
alles andere als Unterhaltungslektüre ist Er ist voll von Pro-


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