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324 Psychische Studien. XLYII. Jahrg. 6. Heft (Juni 1920.)
Menschheit ja gelingen, den Kern unseres Planeten zu sprengen.
Selbst wenn alle Kreaturen zugrunde gingen, so wird das Leben,
solange die Bedingungen auf unserem Planeten nicht erloschen
sind, in neueu Formen immer wieder aufkeimen, und von neuem
unbewulJt Vervollkommnung anstreben. Vielleicht ist die heutige
Menschheit auch nur Mittel zum Zweck einer großen Vollendung
in Äonen von Jahren; in einer Zeit, da der Mensch den Menschen
überwunden haben wird, wie die gegenwärtigen Individuen danach
streben, das Tier im Menschen zu überwinden. Freilich
direkt hätten wir daran keinen Anteil, sondern kämen, falls die
Wiederverkörperungstheorie sich als nicht stichhaltig erweisen
sollte, nur als Bindeglieder in Betracht. Ich persönlich glaube
ja, daß dieses Resultat den meisten keine innerste Befriedigung
geben würde, ich bin daher der Ansicht, daß die Menschheit
das ihr gesteckte Ziel in diesem Falle auch nur erreichen würde,
wenn es ihr nicht gelänge, die Wahrheit vorzeitig zu schauen.
- - Zum Schluß möchte ich noch einmal auf eine Stelle des
Artikels des Herrn Baron v. Lore-Ley zurückkommen, an welcher
er auf die Erfindungen während des Krieges hinweist. Der Herr
Verfasser kommt zu dem Resultat: „Hinter allen diesen Erfindungen
steht somit in letzter Linie, ebenfalls, meist natürlich unbewußt
, die große Erkenntnis, daß das Nichtsein dem Sein vorzuziehen
ist, denn sie arbeiten ja in letzter Instanz auf die Vernichtung
des Seins hin." Hier bin ich gerade zum entgegengesetzten
Schluß gekommen; ich meine, letzten Endes stellen sich
auch die Vernichtungswerkzeuge in den Dienst der Selbsterhaltung
als Mittel, sich im Kampfe zu behaupten. Wir sehen den
Menschen als Sieger auf unserem Planeten, denn seiner Waffe,
dem Geist, vermag keine tierische Waffe standzuhalten.
III Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
a) Über die oMnlhshsche Bewegung der' Gegenwart hielt (laut
„Stutig. Neuem Tagblatt" vom i. April) auf' Veranlassung des
Monistenbundes und des Freidenkervereins Stuttgart Dr. med.
Aigner aus München am 3t. März im Burgermuseum einen
Vortrag, der «ich eines sehr zahlreichen Besuchs zu erfreuen
hatte. Der Redner, der sich schon längst durch die natürliche
Erklärung der Wunder von Lourdes und durch seine Forschungen
auf dem Gebiet der Wünschelrute einen Namen gemacht
bat, ist bestrebt, vom Boden der monistischen Weltanschauung
aus mit allen Mitteln exakter Wissenschaft Licht in das Dunkel
der okkulten Phänomene zu bringen und sie von dem Nimbus des
Übernatürlichen zu befreien. Der Krieg habe einen gut^n Nähr-
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