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Kurze Notizen
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c) Urania. Vortragsreihe über die sogenannten Geheimwissenschaften
. Nach einem Bericht von Prof. Dr. Franz Haslinger
in der „Grazer Montagszeitung" (Nr. 13 vom 29. März 1920) veranstalteten
die dortigen Vorkämpfer unserer Bestrebungen im
Universitätsbildungshaus „Urania" einen Vortragszyklus über
„Okkultismus", und zwar:
Erster Abend: Suggestion und Hypnose, von Professor
Walter. Die den Saal bis aufs letzte Plätzchen füllenden Zuhörer
folgten den in jeder Hinsicht gediegenen Ausführungen
des Vortragenden mehr als zwei Stunden mit hingebender Aufmerksamkeit
. Prof. Walter beleuchtete das Tatsachengebiet von
allen Seiten, zeigte die Bedeutung der Suggestion im Alltagsleben
und legte die Wichtigkeit der Hypnose für Heilzwecke usw. überzeugend
dar. Gegenüber vielfachen in letzter Zeit sich mehrenden
Auswüchsen auf diesem Gebiete war die ruhige, wissenschaftliche
Darstellung des Vortragenden, aus der man deutlich
eingehende Kenntnis der ausgedehnten Literatur, aber auch Vertrautheit
mit der Praxis auf diesem Gebiete heraushörte, sehr erfreulich
. In der Wechselrede beantwortete der Vortragende zahlreiche
an ihn gestellte Fragen mit vollendeter Sachkenntnis.
Zweiter Abend: Die Geheim Wissenschaften (der Okkultismus
), von Professor WTa!ter. Wie es bei der Überfülle des
zu behandelnden Stoffes selbstverständlich ist — eine vom Vortragenden
geplante Bücherkunde des Gebietes dürfte über 30 000
Werke aufweisen — behandelte Prof. Walter nach einem knappen
Überblick über die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Vertreter des Okkultismus und ihre, wenn auch \ielfach veralteten
, so doch in Einzelheiten, z. B. Suggestion und Hypnose, von
der modernen Wissenschaft gerechtfertigten Anschauungen
das zu Unrecht und unglücklich Spiritismus genannte Tatsachengebiet
des Mediumismus, suchte auf Grund zahlreicher eigener
Erlebnisse eine Erklärung vom animistischen Standpunkt in dem
Sinne zu geben, daß er die Ursachen dieser durch unzählige, unwiderlegliche
Zeugnisse bestätigten Tatsachen im lebenden
Menschen, und zwar in dessen Lebenskraft, annimmt, also eine
organische Grundlage sucht. Professor Walter streifte hierauf
die übrigen Teilgebiete des Okkultismus, besonders die Erscheinungen
des Schwebens, der Unverletzlichkeit und erklärte sich
im Hinblicke auf das gesamte Tatsachengebiet erfüllt von dem
Glauben an die bevorstehende Entdeckung einer neuen Natur,
besser Geistgesetzlichkeit, einer gradweisen Erhöhung des Menschen
. Die gespannt lauschende Zuhörerschaft belohnte die
hochinteressanten Ausführungen, deren tiefer Eindruck auch
durch die Wechselrede nicht gestört wurde, mit reichem Beifall.
d) Über einen bemerkenswerten Wahrtraum berichtet uns ein
Delegierter des ungarischen Rotkreuzvereins Heller Gyula,
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