Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 330
(PDF, 183 MB)
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330 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 7. Heft (Juli 1920.)

stand, daß sich bereits die alten Kirchenväter mit der Frage beschäftigten
, wie die dunkle Gesichtsfarbe gewisser Marienbilder
zu erklären sei.

Parallel mit den Malern wählten auch die Bildhauer der alten
Zeit vielfach schwarze Steine und die Holzschnitzkünstler Ebenholz
für die Darstellung der Maria.

Im großen und ganzen läßt sich wohl sagen, daß die christliche
Überlieferung den Erklärungsversuchen der Kirchenväter gefolgt
ist, welche dahin gehen, daß die Künstler, in der Geliebten des
Hohen Liedes das Vorbild Mariens sehend, sich an die Worte des
Textes gehalten hätten: „Schwarz bin ich, aber lieblich, ihr Töchter
Jerusalems."

Im Gegensatz zu neueren Versuchen, die Marienverehrung mit
älteren heidnischen Kulten in Verbindung zu bringen, worüber wir
sogleich reden woilni, hat man neuerdings die ursprüngliche Existenz
schwarzer Madonn?n in Abrede gestellt und die schwarze
Farbe des Gesichts und der Häade teils als Folge eines großen
Kuchenbrande,, (mit oft wun«*«barer Erhaltung gerade dieses
Bildes), teils als eine Wirkung der Zeit, des schwärzenden
Kerzenranehes und dergl. hinstellen wollen. Und dabei hat man
in der Tat Glück gehabt. Bei der Altöttinger Maria ist in der Tat
dur^h einen Zufall unter der Schmutzkruste die weiße Gesichtsfarbe
zum Vorschein gekommen und das im Gesicht mit unechtem
Silber belegte Holzbild von Loreto hat sich nachgewiesenermaßen
durch Oxydation und Kerzenrauch geschwärzt. Aber nach Abzug
dieser und vielleicht noch anderer ähnlich verunstalteter Bilder
bleiben noch genug übrig, die tatsächlich ursprüglich schwarz gemalt
waren. Und somit besteht die Frage nach dem Ursprung der
schwarzen Madonnendarstellung auch weiterhin mit Fug und Recht.

Im allgemeinen nimmt die Altertumsforschung dieser Frage
gegenüber den schon oben erwähnten Standpunkt * ein, daß es sich
bei der schwarzen Maria um orientalische und hellenische Einflüsse
handele. Jakob Grimm war wohl der erste, der die schwarze Madonna
auf die schwarze Diana der Ephesier zurückführte. Ihm
schließen sich andere an, zumal Ranke, der den Nachweis erbrachte
, daß die Kleidung der ephesischen Arterais durchaus mit
der der ältesten schwarzen Madonnen übereinstimmte. Es mehrten
sich alsdann die Nachweise, daß an zahlreichen Orten Asiens.
Griechenlands und Afrikas schwarze Steinbilder als weibliche
Gottheiten verehrt wurden, die Kybele in Phrygion, die Astarte
in Paphos, in Griechenland die Aphrodite Melainis und die Demeter
Melainis, die Isis in Ägypten. Ja, es wurden sogar im Sinne des
Venuskultus formlose schwarze Steine verehrt, so der berühmte
Meteorstein der Kaabah in Mekka, den Muhamed unversehrt ließ,
als er das dortige heidnische Heiligtum, in welchem s*ch dieser
befand, zerstörte. Verblüffend, aber nur verblüffend für den mit


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