Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 331
(PDF, 183 MB)
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Freudenberg: Zur Symbolik der schwarzen Madonnen. 331

der Religionsgeschichte und Kultenentwicklung nicht Vertrauten,
wirkte es, als Pommerol nachwies, daß in Rouen im siebenten
Jahrhundert christlicherseits eine Venusstatue verehrt worden ist.
„Eine Statue, die Isis darstellt, wie sie ihren Sohn Horns nährt, ist *
in der Kirche Saint-Germain-des-Pres in Paris bis ins achtzehnte
Jahrhundert als Marienstatue angebetet worden. Die Einwohner
der Umgebung von Pierre sur Haule rufen nach Pommerol jetzt
noch die Diana mira an. Auf Cypern verbinden die Bauern den
Marienkultus heute noch mit der Göttin auf Paphos, indem sie in
den Kapellen die Muttergottes unter dem Namen Panphagia
Aphroditissa anrufen. Am nachdrücklichsten ist die Beweisführung
von Rösch für heidnisch-christlichen Synkretismus, insbesondere
für die ephesische Heimat der schwarzen Madonna."

Das vorstehend Angeführte entnehmen wir dem A. J. Storfer-
sehen Werke: Marias jungfräuliche Mutterschaft, 1914, Berlin,
Barsdorf - Verlag, und bemerken zur Sache nur, daß die Richtigkeit
alles oben Erwähnten, doch keineswegs der Schluß zwingend ist,
daß die christlichen Madonnen deshalb schwarz gewesen sein
müßten, weil die ephesische Diana, mit weicher sich viele verwandte
Züge aufweisen, auch schwarz gewesen sei. Können nicht
dieselben Gründe, welche heidnische Künstler bestimmten, jener
Diana ein sclrwarzes* Antlitz zu geben, auch christliche Künstler
bewogen haben, dunkelfarbige Madonnen zu schaffen. Gibt es
denn keine Übereinstimmung innerer Gründe? Muß denn bei
ähnlichen Geschehnissen das Spätergeschehende dem Frühergeschehenen
unbedingt entlehnt sein, und können nicht vielmehr
beide aus derselben Quelle, jedes für sich selbständig, hervorgegangen
sein? Daß dem so ist und daß die schwarzen Marien
aus einer zwrar universellen, aber doch spezifisch christlichen
Idee hervorgegangen sind und entstanden wären, wenn es auch nie
eine schwarze ephesische Artemis gegeben hätte, hoffen wir im
Folgenden darlegen zu können.

Zunächst aber geben wir wiederum Störfer zu einem ferneren
Erklärungsversuche das Wort.

„Wenn auch nicht bestritten werden soll," so fährt er nach der
oben angeführten Stelle fort, „daß der Marienkultus an den Kult
der Isis, der Magna Mate]*, der Aphrodite, der Artemis, der Astarte
anknüpft, so glaube ich, daß die Entstehungstheorie auch hier bei
dem Problem der schwarzen Marienbilder zu einseitig ist, den
äußeren Vorgängen in der Völkerpsychologie zu viel Bedeutung
zumißt, und daß in diesem Fall die älteste kirchliche, auf die Symbolik
des Hohen Liedes gestützte Erklärung dem Wesen der Sache
am ehesten gerecht wird. Das Entstehen identischer Erscheinungen
auf gleicher völkerpsychischer Grundlage (ohne Entlehnung
oder sonstige linguistisch-geographische-anthropologische Zusammenhänge
) ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die wir der Aus-

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