Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 334
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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334 Psychische Studien. XLV1I. Jahrg, 7. Heft (Juli 1920.)

der alten und neuen Mystiker, das, was uns als Licht erscheine,
für die übernatürliche Welt Finsternis sei, und das, was für das
übernatürliche Licht ist, für uns Finsternis sei, denn die Materie
sei Finsternis und die Seele Licht. Das Licht sei etwas Materielles
und als materiell müsse es dunkel sein. Da aber der Geist Gottes
nicht materiell ist, kann er als Nichtmaterielles für uns nicht Lieht
sein. Darum ist Gott für uns dunkel. Somit wird es
uns nicht Wunder nehmen, wenn wir Künstler bei der Darstellung
göttlicher Personen, wie der Gottesmutter mit dem Jesuskind, aus-
gehend von derartigen philosophischen Spekulationen, eine dunkle
Gesichtsfarbe wählen sehen.

Das materielle Feuer, das um so glänzender ist, je schwärzer
und fester der Stoff ist, der es hergibt, ist (um es notgedrungen
so m.*t „Worten" auszudrücken) der Schatten des „Geist-Lichtes"
welches sich damit wie mit einer Maske verkleidet, in der allein
es möglich sein kann. Indem so das materielle Feuer das gerade
Gegenteil von Gott ist, konnten die Ägypter, die unzweifelhaft mit
der Feueroffenbarung bekannt waren, Gott nicht als Licht darstellen
. Sie drückten vielmehr ihre Vorstellung von der Gottheit
durch Finsternis aus. Ihre Hauptanbetung war der Finsternis
gewidmet. Sie verkörperten das Ewige unter der Gestalt der
Finsternis. —

Diese Vorstellungen wurden später in der diristlichen Zeit
noch weiter ausgebaut, zumal von der Sekte der Gnostiker, nach
denen Gott in dem von ihnen so genannten Pleroma d. h. der Fülle
des Lichtes wohnte, was für das irdische Auge Dunkel bedeutete.

Eigenartigen Gedankengängen begegnen wir beispielsweise bei
dem christlichen Mystiker Jakob Böhme. Um das Dasein des
Bösen zu erklären, verlegte er die Gegensätze, aus denen alles
abgeleitet wird, in die Gottheit selbst. Gott, der alles umfaßt, ist
nicht nur gut, sondern auch böse; diesem entspricht der Zorn, jenem
die Liebe. Die Welt, die geschaffene, findet ihre Ergänzung in
dem Schöpfer der Gottheit, wie das Licht in der Finsternis. „Der
heilige Mann Moses," sagt Böhme in seiner Aurora §§ 103 und 104
..begehrte Gottes Licht vollkommen in der siderischen Geburt zu
sehen (also während seines irdischen Daseins). Aber es konnte
nicht sein, denn der Zornriegel liegt davor. Auch kann die ganze
Natur der siderischen Geburt in dieser Welt das Licht Gottes nicht
ergreifen, darum ist das Herz Gottes, welches doch an allen Enden
wohnet und alles begreift, verborge n."

Durch die ganze Geschichte der christlichen Mystik zieht sich in
der einen oder der anderen Form der Gedanke, daß das irdische
Licht nur scheinbar hell sei d. h. hell nur vom jenseitigen Standpunkt
aus gesehen, zu dem sich aber höchstens der Mystiker und
auch dieser nur in der Exstase bis zu einem gewissen Grade
erheben könne. Tn Wahrheit sei alles irdische Licht dunkel. Da«


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