Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 352
(PDF, 183 MB)
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352 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 7, Heft (Juli 1920.)

meiner Erzählung. Ich muß aber bemerken, daß das Erlebnis,
welches ihr zugrunde liegt, nicht ganz der Form entsprach, die
Sie in unserer Matura-Festschrift*) vorfanden, sondern daß ich
etwas belletristisch gemodelt habe. Im wesentlichen bedeutet die
Erzählung aber wohl dasselbe wie die tatsächliche Begebenheit,
welche ich Ihnen nun mitteilen will.

Mein lieber Kollege Hasenöhr 1 brachte auf Schulurlaub**)
sein Nahkampfseitengewehr, eines der bekannten Stochodmesser
mit, und als er wieder einrückte, verehrte er es mir mit den
Worten: „Dieses scheußliche Instmmenl laß ich Dir da; es ist
zwar kein schönes Andenken ,aber ich weiß, ou sammelst allerhand
solche Dinge.'* Beim Abschied meinte er, es dürfte „drek-
kig" werden, und ich hatte den Eindruck, daß Hasenöhrl ungern
ging.. Den Dolch hing ich in meinem Zimmer dem Schreibtisch
gegenüber zu meiner Mandoline. (Eine Laute besitze ich nicht;
in der Erzählung ist aber von einer solchen die Rede, weil sie
zum Gesänge das geeignetste Begleitinstrument ist, und weil es
dort heißt, ich hätte mit meinem Freunde oft gesungen, was tatsächlich
nicht der Fall war und nur diente, um die Erzählung mit
Stimmung auszuschmücken.)

Die Nachrichten, welche HaseDöhrl uns aus dem Felde sandte,
klangen, obgleich sie von vieler Entbehrung berichteten, zunächst
ganz zuversichtlich. Ich erhielt jede Woche eine Karte. Dann
blieb die Post aus, ich wurde besorgt und nun gab der Dolch,
wenn man so sagen darf, das erste Zeichen. Am 22. Juni 1918
gegen Abend fiel er von dem Nagel, an dem er bei der Mandoline
durchaus solide aufgehängt war und rutschte halb aus der Scheide.

Ich hing das Ding wieder an seinen Platz und hatte ein peinliches
Gefühl dabei, verspottete aber meine Besorgnis mit dem
scherzhaften Gedanken: „Ein altes Weib würde nun sagen: ,Ha-
senöhrl hat sich angemeldet'."

Drei Wochen später setzte ich mich am Abend zu meinem
Schreibtisch und sah, wie es in der Erzählung geschildert ist, die
Post durch. Als ich die Karte zur Hand nahm, welche Hasenöhrls
Tod meldete, fiel das Messer abermals herab. Soviel die Tat«
Sachen.

Meine Änderung besteht also wesentlich »nur in der Darstellung
des ersten Vorfalles mit dem Dolche, sowie darin, daß ich
einen Lieutnant von der Front mir die Todesnachricht schreiben
ließ, während ich sie in Wahrheit von einem anderen Kollegen
aus Wien erhielt, dem man aus dem Felde das traurige Ereignis
gemeldet hatte — also bloß eine Vereinfachung. Ansonsten war

*) Eine Matura-Zeitung. Festschrift, anläßlich der Reifeprüfung
von den Oktavanern des Nieder-Oesterr. Landes - Realgymnasiums in
Mödling herausgegeben. Samstag, den 5. Juli 1919.
**) Einjährig-Freiwilligen-Schule,


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