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Tischner: Okkultismus, Spiritismus u. unterbew. Seelenzust. 363
an, wie ein Medium erzogen ist, in dieser Verallgemeinerung ist
der Satz jedenfalls falsch.
Bei den Zöllnerschen Versuchen macht man es sich zu leicht, wenn
man schreibt, daß Slade „offenbar" die vorbereiteten Schnüre
mit Knoten untergeschoben habe, es ist das durchaus nicht „offen-
bar", sondern erstens überhaupt eine Behauptung, die nicht da-
durch bewiesen wird, daß sie „offenbar" richtig ist, und außerdem
ist die Unterschiebung bei dem Versuch mit den Holzringen und
dem Darmring, bei dem ja bekanntlich auch die Knoten in der
Schnur auftraten, obwohl der Versuch „offenbar" nicht vorbereitet
sein konnte, ausgeschlossen; aber dieser Versuch wird geflissentlich
übersehen —, zu Unrecht, denn was geleistet wurde, ist
dehalb besonders bemerkenswert, weil es improvisiert auftrat.
Auf Seite 108 findet sich ein offensichtlicher Fehler nicht unwichtiger
Art. B. meint bei den bekannten Versuchen von C r o o -
k e s mit Florenee Cook, in denen das Medium mittels an den
Handgelenken angebrachter Bandagen in einen elektrischen Stromkreis
eingeschaltet wTar, daß, wenn das Medium, um als „Materialisation
" sich freier bewegen zu können, die Bindungen nach oben
verschoben hätte, dann infolge des verminderten Widerstandes
sich eine verringerte Ablenkung des Galvanometers hätte zeigen
müssen, und in der Tat sei die Ablenkung bedeutend kleiner geworden
, bevor der „Geist", d. h. Katie King erschien. Nun ist aber
gerade das Gegenteil richtig! Bei verringertem Widerstand infolge
Verschiebung der Bindungen muß das Galvanometer selbstverständlich
gerade einen vermehrten Ausschlag zeigen, womit
B.s Argument, daß wegen Verringerung der Ablenkung anzunehmen
ist, daß das Medium den Geist gemimt habe, völlig
entwertet wird, ja ins Gegenteil umschlägt, es spricht diese Verringerung
der Ablenkung gerade für die Echtheit der Phänomene
, das heißt dafür, daß es zwei verschiedene Körper
gewesen sind.
Auch dem Spiritismus gegenüber zeigt B. keine leidenschaftslose
Objektivität, es steht ihm von vornherein fest, daß er nicht
recht hat und nicht haben darf; ich meine, auch wer wie ich,
nicht Spiritist ist, darf es sich nicht so leicht machen, die Piperphänomene
lassen bei ruhiger Betrachtung eine solche schnelle
Lösung nicht zu.
Schließlich sei noch bemerkt, daß die „Psychischen Studien'*
falsch und unvollständig gekennzeichnet sind, wenn man sie als
„das maßgebende Organ der deutschen Spiritisten" bezeichnet;
eine Zeitschrift, die so viel uichtspiritische, ja antispiritistische
Arbeiten bringt, kann man nicht zum Organ der Spiritisten
machen.
Alles in allem ist demnach zu sagen, daß wir mit diesem Buch
eigentlich kein Buch über den Okkultismus, sondern gegen ihn
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