Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 371
(PDF, 183 MB)
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Hänig: Lord L. Bulwers Roman: Zanonu

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tion der Dichter seinem Traumleben zu verdanken
hatte: mit der Lehre der Rosenkreuzer beschäftigt,
spaltete sich dieser Gegenstand bei Bulwer analog der dramatischen
Spaltung des Ichs in die beiden Charaktere Meynours und
Zanonis, und dieser tritt (infolge der Sympathie, die der Verfasser
seiner Lebensanschauung entgegenbringt) in den Mittelpunkt
der Handlung, so daß auch die Peripatie dieser Handlung,
die Liebe des Adepten zu einer Sterblichen, zugleich den Höhepunkt
des Ganzen darstellt. Aber die bloße Entwicklung Zanonis
, wie sie an sich durch den Gegenstand selbst gegeben war
(also bloß im Gegensatz zu Meynour) hätte von vornherein nicht
Gegenstand einer solchen Handlung sein könne* wie sie der
Dichter bei der Abfassung seines Werkes brauchte und wie sie
sich mit Notwendigkeit aus dem dramatischen Aufbau des Ganzen
ergab. Der Dichter brauchte ein tragisches Motiv, das eben in
der Liebe Zanonis gegeben war (die Liebe als das höchste und
elementarste aller irdischen Gefühle) und das folgerichtig den
Abfall des Helden und seinen Tod herbeiführt. So kommt Bulwer
zu einem Urteil über praktische Mystik, das ursprünglich in
diesen Lehren, zu denen ei sich bis zu einem gewissen Grade
selbst bekennt (p. 142) gar nicht vorhanden war, und selbst wenn
man auch jenes Urteil an sich als berechtigt anerkennt, bleiben
jene Widersprüche bestehen, die wir oben berührt haben: eine
Ablehnung der praktischen Mystik bedingt durchaus noch nicht
Verzicht auf alle übersinnliche Erkenntnis, wie das am Schlüsse
des Romanes ausgesprochen wird. Der Dichter scheint das selbst
empfunden zu haben: Zanonis Tod ist freiwillig, obwohl wir nicht
einsehen weshalb, da die Schuld, die der Chaldäer im transzen-
deuten Sinne durch die Liebe zu einem sterblichen Mädchen auf
sich geladen hat, eigentlich ganz folgerichtig den irdischen Tod
nach sich ziehen mußte, und selbst das sehr tiefe Motiv des Opfertodes
vermag uns damit nicht zu versöhnen, da dieser nicht zu
dem Abfall Zanonis paßt, sondern höchstens einen milderen Abschluß
herbeiführt. Wenn der Tod die wahre Einweihimg ist für
alle Geschöpfe dieses Planeten, was soll dann noch der freiwillige
Opfertod Zanonis? Wir sehen also, wie sich für den Verfasser
allmählich die Motive verschoben haben. Die Aufzeichnung der
Lehren der ßosenkreuzer, denen Bulwer selbst nicht fernsteht,
führt zur Einführung der beiden Hauptcharaklere des Werkes
(Meynour und Zanoni), die den beiden Erkemitniswegen auf dem
Gebiete des Okkultismus entsprechen; die Notwendigkeit einer
dramatischen Handlung führte dagegen zum Untergange des Helden
, und der Dichter gelangt auf diese Weise zur Ablehnung aller
praktischen Mystik, auf der gerade die Lehren jenes alten Ordens
aufgebaut waren und zugleich zur Ablehnung aller übersinnlichen
Erkenntnis während des irdischen Lebens (Einweihung nur durch


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