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376 Psychische Studien. XLVII, Jahrg. 7. Heft (Juli 1920.)
welchem einmal aufgenommene Eindrücke und Vorstellungen
auf Grund der Ideenassociation unbewußt und ohne jeden
logischen Zusammenbang der UnWirklichkeit entsprechend und
zügellos infolge der Unbewußtheit der Außenwelt gegenüber,
auftauchen. (Daher Irre-reden, Wahnideendelirium.) Der von
der Betrachtung des Bewußtseinelements Ich, der Innnewelt,
Befangene, ist also der darin erscheinenden Eindrücke und
Vorstellungen, die der sich nicht bewußten Außenwelt angehören
, nicht bewußt, denn sein Bewußtsein richtet sich, wenn
auch dessen unbewußt, nur auf das subjektive Schauen seines
IchelementsT der leeren Kraft, und nicht auf die Außenwelt.
Zw7ei Herren kann das Ich im Bewußtsein zagleich nicht dienen.
Entweder lebt es in bewußter Wirklichkeit mit der Außenwelt
oder mit der Innenwelt, dem Ich. In das Ich zu schauen und
zugleich bewußt in die Außenwelt, das geht nicht in der reinen
Subjektivität. Wenn ich mir der Außenwelt nicht bewußt bin,
so können auch die Eindrücke sich im Ich bewußt abspiegeln,
da diese der mir nicht bewußten Außenwelt angehören.
Es wird also durch das subjektive Schauen in den Bewußtseinserzeuger
Ich das Selbstbewußtsein aufgehoben, wie
auch das Lachen aufgehoben wird, wenn man seine Aufmerksamkeit
auf dasselbe lenkt und psychisch es verfolgen will, da
das Ich zwei Funktionen zugleich nicht ausüben kann, lachen
und zugleich es psychisch betrachten, und ferner weil das Lachen
seinen psychischen Ausgangspunkt im Ich hat, welches nicht geistig
in reiner Subjektivität geschaut werden kann. So auch beim
Sprechen. Wenn man sprechen und zugleich seinen psvchischen
Vorgang im Bewußtsein verfolgen will, so wird das Sprechen
unterbrochen und das Weitersprechen gehemmt und es entsteht
auf diese Weise das Wesen des Stotterns.
Auch kann man den psychischen Vorgang des Einschlafens
nicht objektiv geistig betrachten. Denn beim Schlafen geht die
Lostrennung von den Eindrücken der Außenwelt unbewrußt und
ganz automati3ch \ or sich und kann nie im Bewußtsein objektiv
geschaut werden. Beim Schlafe wird nämlich infolge körperlicher
oder geistiger Ermüdung oder Langweile die weitere
Aufnahme der Eindrücke der Außenwelt- verweigert und durch
die angestrebte Einstellung der Bewußtseinsfunktionen im sich
nicht bewußten Bewußtseinselement Ich demselben der Lebens-
stofl genommen und es folgt darin ein automatisches Verlieren
des Ichs in sich selbst, welches Vorganges der Schlafende sich
nicht bewußt ist noch wird, bzw\ nicht bewußt werden kann,
da das Ich zwei Funktionen zugleich nicht ausführen kann, den
psychischen Vorgang des Schlafes betrachten zu wollen und zugleich
zu schlafen»
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