Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 409
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Zeller: Ueber Expressionismus als Ausdruck e, myst. Weltanschauung» 4)9

von Emil Nolde hervor. Alte Kunst lernte ich so vom Expressionismus
aus mit völlig neuen Augen ansehen. Der betreffende
Künstler erklärte mir auch seine auf mathematischer Grundlage
aufgebaute Kompositionsweise, doch befriedigten mich seine
ßiider, ebenso auch eine Stuttgarter Kunstausstellung 1918 nur
teilweise. Einen Schritt weiter führte mich ein Besuch der
Stuttgarter Gemäldegalerie, in der der Expressionismus in ganz
hervorragender, von feinstem Geschmack und sicherem Takt
für das Gesunde geleiteter Weise vertreten ist. In einem großen
Saal leuchtete und wogte es in zauberhafter Glut, die Farben
schienen mir wie Edelsteine, so wie es Carl Neumann in seinem
Rembrandt von den lezten Werken des Künstlers schildert. Dazu
kam noch ein religiöses Bild der Galerie von mächtiger
Wirkung, ein dreigeteiltes Kreuzigungsbild, der am Kreuz nicht
Leidende, sondern Triumphierende, ihm zur Seite der Glaube und
der Zweifel in je zwei Gestalten ergreifend, ja hinreißend zum
Ausdruck gebracht. In richtiger Entfernung gesehen, wirkte das
Bild, das von der verständnislosen Menge der Besucher aus
nächster Nähe betrachtet und bekrittelt wurde, geradezu über-
wältigend. In der Stuttgarter Sammlung ging mir zum ersten
Male die ganze Herrlichkeit des Expressionismus als einheitlich
geschlossenen Ganzen, als Gesamterscheinung auf, während ich
vorher immer nur einzelne Erscheinungen, wie Emil Nolde oder
van Gogh, als schön und gewaltig empfunden hatte. In der
Hamburger Kunsthalle ist seither in ähnlicher Weise wie in Stuttgart
der Expressionismus zu seinem Recht gekommen. Immer
und immer wieder suche ich nun Schülerinnen oder Bekannten
das Wesen und die Schönheit des Expressionismus nahezubringen.
Der Impressionismus stellt das Objekt, und zwar vor allem das
Milieu, Luft, Licht, auch Bewegung, skizzenhaft, flüchtig gesehen
dar, der Gegenstand des Expressionismus ist das Subjekt, innerliches
Erleben, mit der Symbolik glühender Farben in streng
stilisierter, nicht der empirischen Wirklichkeit entsprechender
Weise dargestellt. Der Impressionismus skizziert, der Expressionismus
stilisiert. Die Stimmung des Impressionismus ist kühl
objektiv, naturwissenschaftlich, so wie Zola alles aus dem Milieu
erklären wollte, dabei mit einem sozialen Einschlag (Millet,
Israels, Liebermann), alles verstehen heißt alles verzeihen. Die
Stimmung des Expressionismus ist die des Mystikers, der eine
Welt machtvollen, inneren Erlebens entdeckt hat, eine höhere
Wahrheit, die sich als Feindin der einseitigen Diesseitsstimmung
des Impressionismus fühlt. Eine seit Jahrhunderten verschüttete
Wahrheit, die der Mystik und des Wunderbaren, der Schopenhauer
als Prediger in der Wüste Bahn zu brechen suchte, ringt
sich mit Riesengewalt durch. Sie sprengt die bisherigen Formen,
die jene Innerlichkeiten nicht aufkommen ließen, sie mit eiser-


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