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416 Psychische Studien, XLVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1920.)
der Moleküle zu erforschen, sondern auch sich einen Begriff von
der Verteilung der Kräfte auf ihnen und von dem Einfluß derjenigen
Energien ein Bild zu machen, die man von der Physik her
kannte":
Was das verschiedene biontische Verhalten und die spezifische
morphologische Beständigkeit der von L e v i ins Auge gefaßten
Stammzellen betrifft, so kann sie nur in der besonderen Struktur
und Dynamik der Moleküle der betreffenden Bildungsstoffe begründet
sein. Das gilt vor allem von den Moneren. Aber nicht
bloß die Form der Monere oder Urzelle, sondern auch die typisch-
spezifische Form und Bildung („Organisation4) der mehrzelligen
und vielzelligen Organismen, muß in letzter Linie auf die Struktur
und Dynamik der sie zusammensetzenden Moleküle b e z w.
ihrer Stammzelle zurückgeführt werden.
Diese auch bei gleichatomigen Eiweißverbindungen als verschieden
denkbare Struktur und Dynamik der Plasma-Moleküle
der verschiedenen Niedertierarten bedingt in jedem einzelnen
Fall den Bau und Charakter der einzelnen Zelle sowohl wie den
bsonderen spezifisch-typischen Aufbau der Zellvereinigung und
der GewebePund ist die Ursache, bezw. das wirksame" ^gani-
sierende" Prinzip für den ganzen Cyklus von Form, und Substanzveränderungen
innerhalb des betreffenden Zellkomplexes,
von der Stammzelle des Muttertieres angefangen bis zur Stammzelle
des Tochtertieres; d. h.: dieser durch die besondere (spezifische
) Struktur und Dynamik des Stammzellenplasmas bedingte
Cyklus von substanziellen (stofflichen) und histologischen Veränderungen
, genannt: „Entwickelung des Einzelwesens" führt
schließlich zum Ausgangszustand des Stammzellenplasmas. Diese
Tatsache, dieses Gesetz ist für die ganze „organische" Entwick-
lung des Tier- und Pflanzenreiches kennzeichnend, denn es gilt
nicht nur von den Niedertieren („Zellvereinen" und mehrzelligen
Tieren), wo es besonders augenfällig sich zeigt, sondern auch von
den höheren Tieren und dem Menschen. Auch hier geht der
Cyklus von der Stammzelle aus und führt zur Ausbildung der
G enerationszellen.
Bei dieser Auffassung und Sachlage ist §s verständlich, daß die
Stammzelle des Tochtertieres — eben als das cyklische Endergebnis
der dem ganzen Vorgang zugrunde liegenden spezifischen
molekularen Plasmadynamik der Stammzelle — nur
wiederum den gleichen Cyklus von stofflichen und histologischen
Veränderungen, d. h.: dieselbe Tierart, erzeugen kann, — mso-
weit wir von den Anpassungsstörungen absehen.
Was die als Anpassung" bezeichnete bleibende = vererbbare
Abänderung der Cyklen einer Tierart anbelangt, so
kann eine solche nach dem Gesagten erst dann erfolgen, wenn
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