http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0431
Bode: Zur Lösung des MensehenrätseLs. 417
eine entsprechende Veränderung der dem Cyklus (der Entwicklung
des Einzelwesens bezw. der „persona") zugrunde liegenden
molekularen Plasmadynamik der Stammzelle (bezw. Generationszellen
) bewirkt wurde. (Bei dieser als „Anpassung" bezeichneten
Abänderung der palingenetischen Entwickelung spielt übrigens
die Zuchtwahl eine bedeutende Rolle).
Dieses Gesetz der Cyklen ist wesentlich nichts anderes als ein
besonderer Geltungsfall des Weltgesetzes von Ursache und Wirkung
und insofern eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Denn
es ist klar, daß jeder Zustand eines tierischen Organismus durch
den vorhergehenden Zustand, bezw. durch die vorausgegangenen
Zustände bewirkt ist.
Fragen wir nach dem „Wesen" dieser cyklischen Plasmadynamik
, so müssen wir sagen, daß sie — auch vom Gesichtspunkte
des materialistischen Monisten — etwas ebenso „geisterhaftes"
ist, wie die spukhaften physikalischen Erscheinungen des Ani-
mismus. Hier, bei dem Wort „Kraft" oder „Materie" hat menschliches
Erkennen ein Ende. Wir kommen niemals darüber hinaus.
Denn was ist schließlich der „Atomkern", und was sind „Elektronen
" anderes als wiederum Kraft und Materie? Das
Rätsel des Lebens ist das Rätsel der Materie.
Es ist wahr, daß wir nicht sagen können, was Kraft oder Materie
ist, und daß uns auch eine mögliche zukünftige Sichtbarmachung
der Plasmamoleküle (— das Ultramikroskop ist nahe daran —)
keinen näheren Aufschluß über das Wesen von Kraft und Materie
bringen würde, — weil wir ja im philosophischen Denken und
Ergründen doch immer nur von einer Erscheinung auf die andere
(„Ursache") zurückgehen. Wir können über die Erscheinung
nicht hinausdenken, unser ganzes Erkennen und Wissen ist erscheinungsmäßig
- („phänomenal" =) relativistisch, und niemals
werden wir aus diesem Relativismus der Erscheinungen herauskommen
, — auch nicht in jenem uns wahrscheinlich bevorstehenden
, „transzendentalen" oder metaphysischen Lebenszustand, in
dem wir voraussichtlich vom Chemismus (Dynamismus) der gesamten
Weltmaterie beeindruckt werden. Aber Eins wissen wir
seit Schopenhauer: die Kraft, welche die „Wunder des Lebens"
bewirkt und in den Kunst- und Geistes werken des Menschen sich
kundgibt, ist nur eine bestimmte („modifizierte") Fortsetzung
jener Kraft, welche die Weltkörper bewegt und die Magnetnadel
lenkt. ______ (Fortsetz, folgt.)
Neue Erkenntnisse für die Psychiatrie.
Von Dr. Jos. Böhm, I. Vors. der GWO., Nürnberg.
(Schluß voa Seite 358.)
Ein weiterer wichtiger Umstand, der bei den zu Dämmer
zuständen neigenden Personen berücksichtigt werden muß, ist
28
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0431