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436 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 8. Heft- (August 1920.)
unzugänglich ist. Ich hoffe, mit diesen Ausführungen die Sache
geklärt und richtiggestellt zu haben.
München, 4. Mai 1920. A. M. Grimm.
d) Ein merkwürdiger Traum. Am 2. August 1914 träumte
mir in Nürnberg: Ich befand mich mit Frau und Mutter im
2. Stock des Germanischen Museums in Nürnberg, das aber
ein Hotel war. Als ich zum Fenster hinausschaute in der Richtung
zum gegenüberliegenden Hotel eutscher Hofsah ich auf
dem damals noch freien Platz eine Abteilung ausländischen
Militärs marschieren, anscheinend Japaner mit
übergehängtem Gewehr, und zwar in der Richtung gegen
das Germanische Museum. Ich erschrak hierüber und
wir begannen unsere Sachen zu verstecken. Soweit mir aus
dem Traum erinnerlich ist, legte ich silberne Löffel oben auf den
Kleiderschrank. Plötzlich öffnete sich die Türe und ein fremder
Offizier wollte eintreten. Als er die Damen sah, salutierte er
durch Handanlegen an die Mütze und zog sich unter Entschuldigung
zurück. Jetzt wechselte das Bild. Wir befanden uns im
Speisesaal des gleichen Hotels (Germanisches Museum) an
runden, weißgedeckten Tischen, an anderen Tischen saßen die
fremden Offiziere. Es machte mir im Traum den Eindruck, daß
dieses fremde Militär eigentlich nicht als Feind anwesend
sei. Ich unterlasse es absichtlich, meine Ansicht über
die Bedeutung des Traumbildes zu äußern. Wortbe^riffe, die mir
wichtig erschienen, sind gesperrt gedruckt. Dr. Jo. Böhm.
e) Die Vererbung der Begabung. Der Frankfurter Sammler
und Forscher Hans Wolfgang Rath ist bei seinen genealogischen
Studien in Schwaben auf eine Tatsache gestoßen, die für unsere
Kenntnis geistiger Zusammhänge in Deutschland höchste Bedeutung
gewinnen dürfte. In der Tochter eines Tübinger Professors
der Logik, Georg Burkhardt (1539—1607), Regina geheißen und
verheiratet mit dem 1600 in Tübingen geborenen Dr. Karl Bardiii
, Professor der Medizin, fand er nämlich die leibliche
Slammutter fast aller großen Schwaben, Dichter, Denker, Philosophen
, die seit dem 18. Jahrhundert das deutsche Geistesieben
bewegten, zeitweilig sogar entscheidend bestimmten. Es finden
sich neben zahlreichen Namen von altem schwäbischem Klang
und Wert, die alle anzuführen zu weit führen würde, unter den
Nachkommen jener merkwürdigen Frau die drei großen Lyriker
Friedrich Hölderlin, Ludwig Uhland und Eduard Mörike, die beiden
großen Philosophen Friedrich Schelling und Friedrich Hegel,
die drei Märchenerzähler Wilhelm Hauff, Gustav Schwab und
Ottilie Wildermuth, ferner Friedrich Theodor Vischer (der Verfasser
von „Auch Einer"), die Schwaben dichter Karl Mayer und
Reinhold Köstlin, der Dichter der „Palmblätter" Karl Gerock, der
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