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450 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 9. Heft. (Sept. 1920.)
Fällen das Eingreifen einer fremden Intelligenz nicht
von der Hand zu weisen ist.
Myers kommt hier auf seine besonders bevorzugte Idee zu
sprechen: Wenn es denkbar ist, daß in dem unendlichen Ozean
all der Gedanken und Geschehnisse, welche Tag für Tag, Stunde
um Stunde unsere wirkliche Welt durchflutet, ein oder das andere
Bild einem geeigneten Perzipienten unter gewissen Umständen
als Recognition, als Rückschau vor die Seele tritt, so ist es
gewiß denkbar, daß eine ebenso starke Quelle in den Erinnerungsbildern
der Verstorbenen liegt. Wir dürfen aber,
wenn ein Phänomen der letzten Art eintritt, nicht annehmen,
daß die erhaltene Kenntnis von vergangenen Dingen, in welchen
ein Verstorbener eine Rolle spielt, durch die Tätigkeit eines bestimmten
entkörperten Geistes kommt. Wir können das Gegenteil
allerdings nicht beweisen; doch muß diese Intervention
nicht staltfinden. Die Permanenz aller Bilder kann nicht von
ihrem Verhältnis zu einem bestimmten Geiste abhängen. Wenn
ein Bild existiert, dann existieren alle, denn der Geist der
„A 11g e gen wart" schließt alle ein. Nichts ist für diese Intelligenz
in die Tiefen einer unendlichen Vergangenheit versunken
!
* * *
Vorschau (Praecognition).
In erster Linie begegnen wir auf diesem Gebiete den sog.
Warnungen (Monition, auch Praemonition). Es ist
eine lange Reihe von Phänomenen, angefangen von trivialen und
momentanen Vorgängen bis zu den bedeutsamen Warnungen,
welche angeblich von Verstorbenen, aber noch wachsamen Freunden
kommen.
Zu ersteren zählen die dunklen Winke, welche uns von Handlungen
zurückhalten aus Gründen, die vielleicht vergessen, aber
wieder auffindbar sind, wenn man sich darum bemüht. Die
Hand weigert sich, etwas auszuführen, was unvernünftig ist. Wir
sehen einen leisen Zug hiervon oftmals im Schachspiel. Nach
vielem Überlegen zögern wir, einen gewissen Zug zu tun, weil
wir eine gewisse Zurückhaltung fühlen, ihn nicht zu machen.
Einen Schritt weiter, und wir haben Halluzinationen einer Berührung
, die uns von der unüberlegten Handlung abhält. Eine
Dame z. B. warf eine Handvoll Briefumschläge ins Feuer; sie
fühlt plötzlich, wie eine Hand sich auf ihren Arm legt — sie
hält erstaunt ein und — entdeckt, daß sie im Begriff ist, mit den
Umschlägen eine Rolle Banknoten, die sie in der Zerstreuung dazwischen
gebracht hat, in das Feuer zu werfen. Wir können
natürlich hier nicht einen äußeren Agenten, einen sog. Schutzengel
annehmen.
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