Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 459
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Ludwig: Telepathische Veranlagung 459

der Mutter. Ein andermal kündeten die Karten: „Es kommt bald
ein Brief von ihm", und am 3. August 1916, vormittags, prophezeiten
sie: „Jetzt dauert's gar nimmer lang." Richtig kam nachmittags
schon der Briefträger und rief von weitem: „Der Freudenbote
kommt! Er lebt!" Mit Hilfe der Karten sagte der Bruder M.
voraus, daß im April 1919 jemand aus dem Hause sterben werde.
Als sich dann die Mutter acht Tage vor ihrem Tod zu Bett legen
mußte, weinte er bitterlich. — Aus seiner Gymnasialzeit wußte
der Kandidat noch anzugeben, daß er im Schlaf deutlich sah, er
erhalte für eine vor einigen Tagen gefertigte Schularbeit Note
2—1. Er sah auch die gemachten Fehler unterstrichen und die
Fehlerzahl genau angegeben. Am nächsten Tag bestätigte sich das
Traumbild vollkommen. — Man braucht hier nicht an zeitliches
Hellsehen zu denken. Es kann sehr wohl ein telepathischer
Rapport zwischen Lehrer und Schüler vorliegen. Aus dem ersten
erzählten Erlebnis (dem Innewerden des Todes der Mutter durch
den Kandidaten) erhellt deutlich, wie das Unterbewußtsein, während
das Wachbewußtsein im Schlaf ausgeschaltet ist, solche telepathischen
Botschaften empfängt und, wenn sie stark genug sind,
an das Wachbewußtsein weitergibt, und zwar hier in der Weise,
daß die Sprachwerkzeuge in Bewegung gesetzt wurden und die
ominösen Worte sprachen, wobei der Erwachende wie auf eine von
unbekannten Tiefen herkommende Botschaft lauscht. So erkläre
ich mir auch jenes erfolgreiche Kartenschlagen als Wirkung
des Unterbewußtseins. Nicht die Karten konnten weissagen und
man braucht auch keine Geister zu bemühen, sondern das Unterbewußtsein
äußert sein auf telepathischem oder hellseherischem
Wege erworbenes Wissen durch die Karten, wie es ja auch durch
automatisches Schreiben oder Sprechen sich nach außen offenbart.
Ich nehme an, daß es die Hand des die Karten Ziehenden oder
Mischenden ebenso leitet, wie es die Hand des Schreibenden und
die Zunge des Redenden lenkt. Gerade das dunkle Problem des
Kartenschlagens sollte einmal in den „Psychischen Studien" näher
untersucht werden. Man hört doch nicht selten von so auffallenden
Fällen, daß man die Sache nicht mehr als Zufall erklären
kann. Gerade jener Kandidat wußte noch von einem Knecht zu
berichten, der wiederholt durch Kartenschlagen richtige Voraussagen
machte, und ein Seelsorgsgeistlicher schrieb mir, daß in
seinem Ort eine Kartenschlägerin einer ihr völlig unbekannten
Dame Einzelheiten aus ihrem Leben sagte, die jene unmöglich
wissen konnte. Natürlich kommt auch hier raffinierter Betrug vor
oder schlaues Aushören und vorsichtiges Weitertasten an Hand
einer bestimmten Aussage etc., aber alles läßt sich doch wohl nicht
als Schwindel erklären, so wenig wie im Mediumismus, und ich
glaube, daß auch hier Kräfte des Unterbewußtseins ihre Rolle
spielen.

-- Si*


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