Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 477
(PDF, 183 MB)
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Bode: „Das Gesetz der Klugheit" 477

fahren zu umgehen; — zumal wenn mit dem Daransetzen
des Lebens nichts gewonnen wäre. Das sagt uns nämlich die
an sich sittlich ununterschiedene vernünftige Erwägung.

Sehen wir nach, inwieweit dieser Leitsatz auch im Gebiete
des Sittlich-Religiösen Geltung hat:

Daß der Grundsatz von Gott und dem Cäsar für das
„praktische Christentum44 in der Tat verhängnisvoll geworden
ist, geht aus der abendländischen Religionsgeschichte hervor.
(Schon Paulus hat sich den Satz geleistet, daß die weltliche
Obrigkeit von Gott ist). Das Urteil Kaindls besteht in diesem
Punkte unleugbar zu Recht.

Wir haben deshalb in dem erwähnten Buch (S. 121) diesen
Ausspruch Jesu unter das viel allgemeinere Gesetz der
Klugheit gestellt, welches von Jesus in die Vorstellung (in
den bildlichen Vorgang) der Entsendung von Schafen unter die
Wölfe gekleidet wurde. Um gleich bei dieser Vorstellung zu
bleiben: Wie hätten jemals Schafe gegen Wölfe anders bestehen
können, denn durch Klugheit? (gesetzt, daß es überhaupt
Sache der Schafe sein könne, klug zu sein —). Und die Entwicklungsgeschichte
der Völker ist in gewissem Sinne ein
Kampf von „Schafen46 gegen „Wölfe44. —

Dabei ist zu bedenken, daß die in der Reformationsschrift
„Der Invertismus44*) dargelegte erneuerte „Weltreligion
Jesu44 als dualististische Religion eine ausgesprochene
Kampfreligion ist. Und deshalb muß indem Kampfe, den
die Bekenner dieser Religion zu führen haben, Energie mit
Klugheit gepaart sein. Hier den Schild der Klugheit wegwerfen
, hieße den guten Kampf von vornherein aufgeben. Wie
könnte der sittliche Idealismus gegen die eigensüchtige brutale
Gewalt der untermenschlichen (oder menschentierischen) Weltmächte
je anders bestehen als durch äußerste Klugheit? Wie
schade, daß die „Invertisten44 der christlichen Religionsgeschichte
— ich meine die auf dem Boden des Evangeliums stehenden
Sekten im allgemeinen so wenig klug waren — sie hätten
mit Schlangenklugheit und Taubensanftheit für die Verwirklichung
des Gottesreichs der Liebe mehr erreicht hat als durch
blinden Eifer und Draufgängerei!**)

Aber muß der Christ nicht seine Feinde lieben?

Ich will hier nicht davon reden, daß dieser Satz in Hinsicht
auf seine Anwendbarkeit unter Umständen noch bedenklicher
erscheinen kann als der vom Cäsar . . . Wohl, der Bekenner
soll lieben, — aber er braucht sich deshalb
nicht auffressen zu lassen. Soweit ging auch bei Jesus
die Liebe nicht, denn nach Luk. 22, 36, 38 empfiehlt er den

*) Verlag 0. Mutze. Leipzig, 1919.
**) Sehr wahr! — Schriftl.


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