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Kurze Notizen.
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daß die zwischenvölkischen Verstimmungen infolge des Welt-
krieges bis dahin überwunden sind, so daß auch die deutschen
okkultistischen Vereine sich in London vertreten lassen.
d) Leibniz und der sprechende Hund. Von redenden Hunden
und denkenden Pferden ist in letzter Zeit im Zusammenhang mit
der Entwicklung der Tierseelenforschung viel die Rede gewesen.
Aber daß diese „Fortschritte" der Tierwelt nichts Neues sind, das
beweist eine Mitteilung von Dr. Anton Krause in der „Naturwissenschaftlichen
Wochenschrift", die sich mit einem bereits von
dem Philosophen Leibniz (1646—1716) beobachteten „wunderbaren
Hund von Misnia" beschäftigt. Über dieses merkwürdige Tier,
das augenscheinlich in seinen Leistungen noch den berühmten
Hund Rolf übertraf, wird erzählt, daß der große Leibniz einen Bericht
über das Phänomen an die französische Akademie der
Wissenschaften sardte. Die Akademiker beschäftigten sich darauf
ausführlich mit dem deutschen Hund, „der in verständlicher
Weise Tee, Kaffee, Schokolade usw. verlangen konnte"» „Dieser
Hund," heißt es, „war von mittlerer Größe und das Eigentum om es
sächsischem Hauern. Ein kleiner Junge, des Bauern Sohn, wollte
iu des Hundes Stimme eine deutliche Ähnlichkeit mit gewissen
Worten erkennen und setzte es sich daher in den Kopf, ihn .sprechen
zu lehren. Er sparte weder Zeit noch Mühe bei seinem
Schüler, der etwa drei Jahre alt war, als seine Erziehung begann.
Der Hund machte solche Fortschritte im Sprechen, daß er schließlich
imstande war, nicht weniger als dreißig Worte zu artikulieren.
Er scheint aber ziemlich faul gewesen zu sein und übte sein Talent
nicht sehr willig, sondern mußte zu Äußerungen gedrängt werden.
Es war notwendig, daß ihm die Worte jedesmal zuerst vorgesprochen
wurden, worauf er sie dann seinem Lehrer nachsprach.
Leibniz bekräftigt, daß er ihn selbst sprechen gehört hat. Der
wunderbare Hund wurde bei Zeitz in Misnia in Sachsen geboren.
c) Telepathie* Die Dichterin Luise Hensel war durch Klemens Brentano
mit der stigmatisierten Nonne Katharina Emmerich in Vefkehr getreten.
Als nun Luise eines Abends, in einer Gartenanlage bei Berlin wande&nL
ihren Entschluß, in die katholische Kirche -überzutreten, mit sieh erwog
und dabei einige \erse eines protestantischen Liedes vor sich hinsprach,
wurde dieser Vorgang von der Nonne, die sich damals in Dülmen (Westfalen
) aufhielt, wahrgenommen. Daraufhin ließ diese durch Brentano
Luise schreiben, sie solid dien Gedanken ausführen, den sie an dem bezeichneten
Abend, zwischen zwei Gärten durchgehend, gefaßt, und die
Verse, die sie dabei leise gesagt, für ihren ferneren Lebensweg maßgebend
sein lassen. (Nach einem Bericht von Dr. Hiimmel'stein in ,yKon-
vertiion-Bilder aus unserem Jahrhundert", Würzburg 1885.) M. S.
*) Eine Waehrision. I. Acht Talge vor dem Morde in Serajewo hatte
Fräulein Helene S., das bekannte Nürnberger Einfühlmedium, folgende
Wachvision: „Die Germania erscheint gepanzert mit Helm und Schwert
in der Größe eines Hauses, in der einen Hand hält sie einen Kranz, über
den schwarzen Schleier herabhängend; der Gesichtsausdruck war sehr
ernst, fast drohend" (bereits im Jahre 1916 von mir notiert). II. Am
1. August 1920. dem Jahrestag der Mobilmachung, trat bei dem gleichen
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