Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 509
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Günther: Dem Gedächtnis Wundt's.

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mit seinen Gedanken führend und fördernd in die hitzigen Erörterungen
des Tages einzugreifen. Wie er kurz nach Beginn des
Weltkrieges zu uns in Leipzig über den „wahrhaften Krieg" ernst
und eindringlich gesprochen, so hat er uns später noch wcilvolle
Aufklärungen über „die Nationen und ihre Philosophie" gegeben
und die Eigenartigkeiten der Volksseele aus der Stellung der einzelnen
Völker zur Philosophie zu erklären verstanden, so hat er
zur Frauenfrage, zum Kampf um den Religionsunterricht Stellung
genommen und einsichtsvolle Worte geschrieben oder gesprochen.

Das schönste und zugleich ergreifendste Zeugnis seines unbeirrbaren
Strebens, auch in der Politik der idealistischen Anschauung
restlos zur Anerkennung zu verhelfen, hat Wundt aber im
Schlußband seiner „Völkerpsychologie" geliefert. Umwittert von
den Zuckungen der Revolution, durch die andere niedergedrückt
worden sind, hat er noch im Alter von 87 Jahren den Kampf aufgenommen
gegen lähmende Verzweiflung, hat er sich zu einem begeisterungsvollen
, hinreißenden Optimismus über die Zukunft der
deutschen Kultur bekannt and ist so im höchsten und edelsten
Sinne des Wortes zum Lehrmeister der Deutschen der Gegenwart
geworden. Als Philosoph und als Politiker hat sich Wundt als
großer Herold eines unerschütterlichen Idealismus, als Bekenner
eines unverbrüchlichen Glaubens an die ursprüngliche, immanente
Kraft des deutschen Geistes bewährt. In diesem Sinne wird Wundt
unsterblich sein, durch seines Geistes Wehen werden hoffentlich
noch recht viele Deutsche auch in späteren Geschlechtern aufgerichtet
und ermutigt zu vertrauensvollem Wirken für ihr Volk.
Auf der Menschheit Gipfel hat Wundt gestanden wie selten ein
Sterblicher. Sein Leben ist geklönt, „und aufgesät in weit entfernte
Lande des Denkers Ruhm, Saat für die Ewigkeit".

Wilhelm Wundt wurde geboren am 6. August 1832 zu Neckarau
bei Mannheim, wo sein Vater Pfairer war. Er studierte Medizin
in Heidelberg, Tübingen, Berlin. Doic arbeitete er unter dem
großen Physiologen Johannes Müller in dessen Laboratorium für
vergleichende Anatomie, seine Doktorarbeit handelte von entzündlichen
Nervenerkrankungen. 25jährig habilitierte er sich in
Heidelberg, wo er Assistent von Helmholtz war. 1864 wurde er
a. o. Professor in Heideiberg. Als Vertreter Heidelbergs 1866 in
die badische Zweite Kammer gewählt, legte er dieses Mandat
jedoch nach drei Jahren nieder, ging 1874 als Ordinarius nach
Zürich und folgte schließlich 1875 einem Rufe nach Leipzig als
Nachfolger Fechners. Hier gründete er das Institut für experimentelle
Psychologie, nach dessen Muster seitdem viele ähnliche Institute
im In- und Ausland entstanden sind. 1889/90 war Prof.
Wundt Rektor der Leipziger Hochschule. Im Jahre 1902 ernannte


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