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Peter: Die Zeit im Unterbewußtsein.
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einen Augenblick erschien die Dame wieder und lockte ihn, ihr
zu folgen. Aber er war nicht willens mit ihr zu gehen und sie
verschwand. Mehrere Augenblicke später folgte ihr mein Bruder
in derselben Richtung und war ebenfalls verschwunden.
Mein Bruder kehrte vierzehn Tage nach dieser Vision nach
London zurück und starb den 23. März 1887 ganz plötzlich. Die
näheren Nachforschungen ergaben noch folgende Einzelheiten
dieses merkwürdigen Falles: Der Gatte der Erzählerin war in dieser
Nacht neben dem Schlafzimmer in seinem Arbeitszimmer beschäftigt
. Als die Frau ihn rief und ihre Vision erzählte, glaubte
er an eine Nervenüberreizung. Er selbst sah nichts, war aber
erstaun! über die Lebendigkeit, mit der seine Frau beschrieb, was
vorging. Weder er noch seine Frau hatten Interesse am Spiritismus
, eine Voreingenommenheit war also ausgeschlossen. Die
Frau hatte früher niemals eine Halluzination. Von der Vision
der Steine bis zur Ankunft der Phantome währte es
5 oder 10 Minuten. Die Frau setzte sich im Bette auf und beobachtete
die Erscheinungen bis sie verschwanden. Sie sah die
Gasflamme, die Wände und alles übrige im Zimmer, aber sie
fühlte, daß ihr Bruder und seine Frau ihre eigene Umgebung
halten. Ganz deutlich erinnerte sie sich an ihres Bruders gelocktes
Haar. Sie war an diesem Tage nicht besorgter um den
Bruder als sonst. Lezteiein erzählte sie die Yisiou nicht; sie
hörte auch nichts von ihm über die Vorgänge jener Nacht, nur
daß es ihm besser gegangen wäre/*
* ^ *
Schwer zu erklären — wenn man nicht unsichtbare Hilfe annehmen
will — sind die merkwürdigen Fälle, welche z. B. beim
Ziehen der Konskriptionsnummern verbürgt sind. Myers zitiert
folgende Fälle dieser Art, die interessant sind schon aus dem
Grunde, weil der Erfolg der Vorschau ganz unberechenbar ist,
das Zeugnis der Vorsitzenden Offiziere aber für die Tatsächlich- ,
keit des Vorgangs bürgt. Was die Erklärung betrifft, so ist Myers
der Ansicht, daß es vielleicht weniger unglaublich erscheint,
daß eine Suggestion im Momente den Perzipienten zu der glücklichen
Nummer geleitet hat, als daß die momentane Lage der
Nummern in der Urne vorhergesehen werde, und zwar Monate
vorher durch irgendeine Intelligenz. Man kann übrigens nicht
sagen, wieviel Konskribierte eine Nummer geträumt und angekündigt
haben, welche doch nicht gezogen wurde.
Beispiele: Ein Fall wird aus Loo-ten-Hull (Flandern) im Jahre
1890—91 berichtet. . Ein jimger Belgier erklärte, ehe er zur
Ziehung ging, daß er Nr. 90 ziehen werde, also eine Glücksnummer
, die wegen der Höhe die Befreiung vom Militärdienst in
Aussicht stellte. Vor der Kommission erklärte er ebenfalls, Nr. 90
zu ziehen. Und in der Tat zog er die Nummer 90, die für ihn
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