http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0541
Peter: Dr. v. Schrenck's „Physikalische Phänomene d.Mediumismus." 527
schaftlichen Erfahrungen entsprechen, ohne den Sprung in das
Dunkel der Metaphysik und des Geisterreiches tun zu müssen."
Jeder erfahrene und vorurteilsfrei gebliebene Okkultist wird mit
diesem Programm einverstanden sein, denn es führt auf wissenschaftlicher
Basis zu jenen Toren, an welchen menschliche Erkenntnis
erschöpft ist, und zwar auf Wegen, welche von Vorurteil
nicht minder frei sind, wie von Aberglauben, v. Schrenck ist dem
Rate, den schon Prof. Morselli in seinem berühmten Werke über
die Eusapianischen Phänomene erteilt hat, treu geblieben, nämlich
niemals die terra firma der Tatsachen zu verlassen. Deshalb hat
auch das Werk des Autors nichts mit Spiritismus zu tun. Der
Forscher betrachtet die Phänomene als hervorgerufen durch aufbauende
, synthetische, formende oder durch auflösende, zerstörende
, analytische (für unsere Wahrnehmung), transzendente
Kräfte, deren Emission und Absorption durch den medialen Organismus
erfolgt. Es liegen also gesetzmäßige Naturerscheinungen
vor, die sich nur durch ein seltenes Vorkommen von den häufiger
wahrgenommenen Vorgängen unterscheiden, wobei allerdings die
Möglichkeit besteht, daß die geläufigen Theorien zur Erklärung
dieser Spezialfälle nicht ausreichen. Zweifellos ist dieser Weg
der Forschung besser, als das rationalistische Leugnen der Tatsachen
, wie es von selten der Vertreter der offiziellen Wissenschaft
geschieht, von Tatsachen, die trotz aller Skeptik nicht mehr zu
leugnen sind. Aber vergeblich hat Prof. Morselli erklärt: „Es ist
an der Zeit, mit dieser übertriebenen negativen Haltung zu brechen
, mit diesem fortwährenden Hineinwerfen des Schattens der
Zweifel, mit diesem Lächeln des Sarkasmus." Schon sind in unseren
Tageszeitungen die ersten Anzeichen zu finden, daß „die negative
Haltung" sich nicht geändert hat. Man sucht eifrig in den
Darlegungen v. Schrencks nach Häkchen, an welche man die Gewichte
des Zweifels und einer superklugen Kritik hängen zu können
glaubt. Oftmals sind die Schreiber solcher Artikel Leute,
welche keine eigene Erfahrung auf dem Gebiete besitzen, kein
einziges Phänomen selbst gesehen haben und die Literatur nur
oberflächlich kennen, oder es sind Leute, die nachbeten, was man
ihnen vorgesagt hat in der Ablehnung der mediumistischen Phänomene
, und bereitwilligst die unmöglichsten Betrugshypothesen propagieren
, um nur ja nicht den Glorienschein des „Aufgeklärten**!^
verlieren. Ja, man geht mitunter so weit, die Dinge auf den Kopf
zu stellen. In einer größeren Münchener Zeitung wurde jüngst behauptet
, Schrencks „Materialisationsphänomene" seien als Mystifikationen
entlarvt worden, eine Behauptung, die der Wahrheit ins
Gesicht schlägt. Unbewiesene, groteske Vermutungen der Skeptiker
sind keine Entlarvung. Mir fällt bei solchen Gelegenheiten
stets jenes Wort Prof. Zöllners ein, der zu den lächerlichen
Vermutungen von „Männern der Wissenschaft" in Leipzig über
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0541