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532 Psychische Studien, XLVII. Jahrg. 10.-11. Heft. (Okt.-Nov. 1920.)
Grad in ihrer Funktionsweise den allgemeinen Gesetzen für die
Physiologie und Biologie des menschlichen Organismus unterworfen
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Aus diesen Gründen kam die Experimentalforschuug zur Annahme
einer Erzeugung von wirklichen, nach biologischen
Prinzipien gebauten „F e r n g e b i 1 d e n", welche die Berührung
der betreffenden Objekte vermitteln. „Die Endorgane derselben",
sagt Dr. v. Schrenck, „müssen eine materielle, wenn auch zunächst
nicht wahrnehmbare Verbindung mit dem Organismus des Mediums
besitzen, da sie von dort aus ihre Vitalität erhalten und in
Funktion gesetzt werden. Ob das lediglich durch psychische ideo-
plastische, den Raum überspringende Projektion möglich ist, soll
dahingestellt bleiben."
Diese materiellen Verbindungen erinnern teilweise in ihrer
äußeren Form an menschliche Glieder. Fast alle Forscher stimmen
in der Beobachtung dieser merkwürdigen Gebilde überein.
Dr. v. Schrenck bemerkte in einer Sitzung mit Eusapia die Bildung
eines se]bstbeweglichen Gliedes, das aus dem Oberkörper des
Mediums hervorging. Ein Gebilde, das aus dem Schoß des Mediums
hervorging, griff in die auf dem Tisch vor Eusapia liegende
Zither.
Professor Oliver Lodge vertrat schon 1895 die Hypothese
bizarrer, aus dem Körper des Mediums sich entwickelnder pseu-
dopodienartiger Hervorwüchse, welche von dem Medium als Glieder
zur Erzeugung der telekinetischen Phänomene verwendet
werden. Auch die Gelehrten der „Columbia University" stellten
bei Eusapia Paladino gliedartige Bildungen fest, die aus dem Körper
des Mediums kamen; so z. B. eine spitze Form — ungefähr
33 cm lang —, die sich aus dem Fuße der Eusapia entwickelte, sich
einem Tischchen näherte und die darauf befindlichen Gegenstände
zu Boden warf.
Dr. v. Schrenck hatte Gelegenheit, die Anschauungen des
Chev. Ercole Chiaja, des langjährigen Beschützers der
Eusapia. kennen zu lernen. Derselbe steht auf dem animistischen
Standpunkt, unter strikter Ablehnung des Geisterglaubens, und
ist auf Grund seiner langen Beobachtung überzeugt, daß sich aus
dem Organismus des Mediums plasmaartige Effloreszenzen bilden,
mit wrelchen an Stelle der Glieder die telekitletischen Wirkungen
hervorgebracht werden. „Sie können sich aus allen Körperteilen
entwickeln und verschiedenartige, den biologischen Gesetzen entsprechende
Formeln annehmen. Es sind also Fangarme, Pseudopodien
, schnurartige Gebilde, dunkle schattenartige Glieder .mit
stumpfen Enden oder auch mit einzelnen Fingern oder ganzen
Händen in verschiedener Form und Größe, endlich fußartige Extremitäten
, welche als überzählige Glieder in unsichtbarer oder
sichtbarer Form zur Hervorbringung der motio in distans dienen.
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