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Tietzel: Die Unzulänglichkeit der ideoplastischen Hypothese* 567
Berührung des ektoplastischen Phantoms vom Körper des Mediums
empfunden wird und jede Verletzung des Phantoms das Medium
verletzt. Daraus aber schließen zu wollen, daß nur der unbewußte
Psychodynamismus des Mediums das ektoplastische Phantom hervorgerufen
hat und dasselbe dirigiert, modelliert etc., weil das
Ektoplasma nur aus Teilen des Organismus des Mediums besteht,
ist nicht angängig. Was sollte die „dirigierende Idee" für ein
Interesse daran haben, nochmals einen Organismus auf irreguläre,
supranormale Weise zu gestalten? Nachdem die „Idee directrice"
bzw. der Psychodynamismus des Mediums doch schon auf normaler
Evolution den organischen Zellenkomplex des Mediums
aufgebaut, zentralisiert und modelliert hat und ihn auch erhält,
ist es sicherlich derselbe Psychodynamismus nicht mehr, der die
organische Substanz des Mediums nochmals transformiert und zu
Materialisationsgestalten neu organisiert, modelliert und zentralisiert
, die noch dazu — nach anfänglicher Ähnlichkeit mit dem
Medium — dajin so ganz verschieden vom Medium sind, sowohl
nach Größe, als Geschlecht, Alter und Aussehen. Daß die Materialisationsgestalten
besonders nach erstmaligem Erscheinen dem Medium
etwas ähnlich sehen, auch wenn eine männliche Materialisationsgestalt
von einem weiblichen Medium gebildet wurde, rührt
eben daher, weil die Phantome sich des Organismus des Mediums
bedienen und gänzlich aus der organischen Substanz des Mediums
bestehen. Wenn diese Materialisalionsgebilde vom eigenen
Psycbodynarnimus des Mediums allein herrührten, dann hätte
dieser Psychodynamismus zugleich den Organismus des Mediums,
den er schon auf normaler physiologischer Evolution gebildet hat,
zu eiballen, zugleich das „Tcleplasma" zu exteniorisieren und die
verschiedenen Maler ialisaiionsgestallen zu organisieren und zu
modellieren, und zwar zu Gestalten, die oft ganz und gar \om Medium
nach Geschlecht, Größe, Alter und Aussehen verschieden
sind, was aber schwer zu glauben ist. Warum nehmen dann aber
gerade diese „ideoplastischen" Materiaiisationsgestalten die Gestalt
und das Aussehen von Verstorbenen an, als die tatsächlich
viele solche schon erkannt worden sind?Ich denke hier vor allem an
das Werkt von Cesare Lombroso „Hypnotische und spiritistische
Forschungen" und an das Buch von Ed. von Christmas-Dirching-
Holmf eld „Wunder", das Ernst Brausewetter übersetzt hat, in welchen
Werken manche Materialisationsgestalten als „Verstorbene"
deutlich erkannt worden sind. Dem englischen Naturforscher
Professor Wallace, der sich auch der Erforschung der okkulten
Phänomene widmete, ist es passiert, daß ihm auf der photographischen
Platte ein g u t e s Bild seiner verstorbenen Mutter erschien
, als er sich in Gegenwart des Mediums Frau Guppy photo-
graphieren hat lassen. Vorher hatte Wallace eine Seance mit Frau
Guppy, dem Medium, abgehalten, wo ihm typtologisch mitgeteilt
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