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Wendler: Physikalische Phänomene des Mediumismus. 587
Ganz möchte ich aber doch auch die unentwegte Skepsis nicht
missen, weil sie zu einer größeren Exaktheit der Versuche anspornt
, ein Punkt, der von den Anhängern der spiritualistischen
Richtung gebührend gewürdigt werden muß. Daß man aber gerade
die telekinetisehen Erscheinungen mit Erfolg- unter die
kritische Lupe nehmen kann, hat ja in vorbildlicher Weise A. Hofmann
in seinen! Abhandlungen über vBiostrahlenkraft" (1919,
Nr. 9, 10, 11 u. 12) bewiesen. Ich habe in meinem Aufsatze (Zur
Frage der Biostrahlenkraft, 1920, Nr. 4 u. 5) diese Arbeit bereits
nach der positiven und negativen Seite hin gewürdigt Ich hatte
zur Entkräftung seiner Einwände noch auf die Sthenometerver-
suche Joires hinweisen können ,wo zuvor in die Hände genom-
mene Gegenstände, durch Verladung aktiv geworden, charakteristische
und je nach den Stoffen spezifi&che Ausschläge der
Nadel bewirken (P. Joire, Handbuch des Hypnotismus, S. 434).
Bei den telekänetischen Versuchen der eingangs erwähnten
Autoren und von Dr. v. Schrenck-Notzing, der die Arbeit Hof-
manns nicht berücksichtigt, wird man sich also ebenfalls fragen
dürfen, inwieweit aerodynamische Resonaiizwirkungeu im Sinne
A. Hofmanns hereinspielen könnten. Eine speziellere Untersuchung
der Zelluloidkugelversuche (S. 42;43) dürfte hier z. B.
sehr aufklärend wirken. Die Anordnung des Mediums und der
Zuschauer zum Tisch (s. S. 117), die Einhaltung insbesondere
einer optimalen Distanz u. a. m. könnte auch bei den Tischeleva-
tionen zu der Annahme verleiten«, daß durch das resonatorische
Zusammenwirken der Pulsationen bei Medium tuid Teilnehmern
zwei aerodynamische Kraftfelder in der Auffassung von Bjerkneß
mit Wirbellinien entstehen, durch die der Tisch ergriffen werden
könnte. Das Studium aber der gesamten vom Verfasser gezeichneten
Phänomenologie dieses Erscheinungskomplexes läßt die
Unzulänglichkeit dieser rein mechanischen Auffassung schon
daraus erkennen, daß dabei die jedenfalls nicht nebensächlichen
Fadengebilde keine Berücksichtigung finden (Luftschlieren der
Wkbelfäden?), welche, wenn man von der Betrogstheorie absieht,
doch nur im Sinne der Materialisationshypothese verstanden werden
können, die namentlich auch durch die taktilen Befunde gestützt
wird. Die Beobachtungen Crawiords bei Hunderten von
Sitzungen, daß die ,,psyehische Kraft" erst eine halbe Stunde nach
Eröffnung der Sitzung zur vollen Entwicklung kam, ließe sich zur
Not mit der aerodynamischen Auffassung eines Resonanzphänomens
in Einklang bringen, desgleichen das, was S. 138 von den
krampfartigen Reaktionserscheinungen der Zirkelteilnehmer gesagt
wird. Auch die oscillatorischen und rhythmischen Bewegungen
der Tische während der Schwebelage, die von Craw-
ford beschriebenen stetigen Zitterbewegungen könnten recht wohl
aerodynamisch verstanden werden. Schließlich darf ja vielleicht
auch daran erinnert werden, daß das akustische Phänomen der
Klopf töne aerodynamischer Natur sein könnte. Jedenfalls sind
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