http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0609
Wendler; Physikalische Phänomene des Mediumismus. 595
Ansicht, da ihm die bekannten physikalischen und physiologischen
Gesetze zur Erklärung nicht genügen, daß das Rutenproblem nur
auf Hellsehen zurückgeführt werden kann. Für mich ist nach
dieser Richtung hin nicht ohne Bedeutung, was mir seinerzeit der
Rutengänger Herr Apotheker G. Meyer-Nürnberg mitteilte, daß sich
bei ihm zuweilen, wenn er tagsüber stark gerutet hat, des nachts
regelrechtes Hellsehen einstellt, wozu er auch eine kontrollierte
Probe anführt. Jedenfalls ist auch bemerkenswert, daß die beiden
Kennzeichen, wegen deren z. B. Prof. Schleich die Hysterie als
ein uietaphysisches Problem bezeichnet, — und der Hysterie in
einer von dem bekannten üblen. Beigeschmack freien Auffassung
steht ja das Rutengängertum nicht fern —, die autosuggestiven
Gewehsbildungen, also Ideoplastik, und die hellseherische Innenschau
sind, welch letztere selbst medizinisch völlig ungebildete
Pe^omeii zur Diagnostizierung von Krankheiten befähigt. Die
verschiedenen Arten der Hellwahrnehmung nun, die je nach dem
Grade in dem die Leitungsbahnen für die Sinne in das Netz der
unterbewußten Funktionen mit einbezogen werden, sich als Hellsehen
, -hören, -riechen, -schmecken äußern (auch letzteres spielt
bekanntlich bei nicht wenigen Sensitiven eine ausgeprägte Rolle),
sind, wie oben schon angedeutet, vielleicht so zu verstehen, daß
sich etwa im Sympathikus in besonders hohem Maße mnemisch
die Fähigkeit erhalten hat, welche hinsichtlich der allseitigen
undifferenzierten Reizwahrnehmung auf Grund von Zellreaktionen
die Eigenart des amöboiden Urzustandes bildet und doit zu den
naturwissenschaftlich anerkannten Tatsachen gehört. Hinsichtlich
der Reizwahrnehmung selbst kann man nun zunächst die äther-
feinen Emanationen der Objekte zum Ausgangspunkt für die Reize
machen. Mit Rücksicht aber auf die in dem vorliegenden Werke
von Dr. Schrenck-Notzing niedergelegten Ergebnisse liegt es nahe,
das mediale Phänomen der Exteriorisation und Projektion von
Stoffenergie in den Vordergrund zu stellen und damit zugleich an
die von Prof. Marcus gegebene Theorie des Sehens anzuknüpfen,
welche auch das Verständnis für alle okkulten Wahrnehmungsmöglichkeiten
erleichtert. Das Recht zu solchen Gedankeiikon*
struktäonen läßt sich, wie z. B. bei dem Aufbau von Atommodellen
zur Erklärung von physikochemischen Erscheinungen aus dem
Bedürfnis herleiten, ein möglichst bequemes Schema izu haben
für die Unterbringung von zahlreichen inema^derqrre'fenrieu
Einzeltatsachen, so kühn vielleicht derartige Konstruktionen den
Außenstehenden anmuten. ,
Die nachfolgenden Gedanken, die übrigens auch an das bekannte
Werk voia Rochas (.,Ausscheidung des Empfindungsvermögens
") anklingen, entnehme ich der Schrift von Marcus (..Das
Problem der exzentrischen Empfindung und seine Lösung"; Berlin
1918) und gleichzeitig einem Auszug daraus von Dr. Friedländer
(in der ..Frankfurter Zeitung"). Der Gedankengang von
Marcus ist kurz folgender: „Ein Gegenstand,, z. B. eine Landschaft,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0609