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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet
48« Jahrg. Januar 1921.
I. Abteilung
Historisches und Experimentelles.
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Versuche über Telepathie.
Von Albert Hofmann (Mehlem).
Das Erscheinen von Herrn Dr. R. Tischners Werkchen „Über
Telepathie und Hellsehen" (München 1920 bei J. F.
Bergmann) gibt mir Veranlassung, auch meine bezüglichen Versuche
zu veröffentlichen. Diese zeichnen sich vor allen ähnlichen
dadurch aus, daß ich persönlich dabei einmal als Agent und
das andere Mal als Empfänger oder Perzipient mitwirkte, somit
in der Lage bin, genaue Auslagen über meine Empfindungen und
die begleitenden Umstände zu machen. Mitteilungen, die
meines Wissens bisher noch n i e in dieser Form gemacht worden
sind, weil meist die Mitwirkung von dritten Personen als Medien
in Betracht kam, deren Angaben oftmals nur ^bedingungsweise'*
zu notieren waren. Mit dieser Bemerkung will ich natürlich nichl
die Verwendung von Medien für diese Versuche mit einem
Schlage afbtun, sondern niur klar hervorheben, daß Selbsterlebtes
eine klarere Erkenntnis vermittelt, als alles Hörensagen jemals
übermitteln könnte, und daß besonders zweifelhafte Erscheinungen
uninterpretiert zur Erkenntnis kommen und Gelegenheit
geben, auf sie bei weiteren Experimenten besonders zu achten.
Kommen nun, wie bei meinen Versuchen, sehr erfahrene
ältere Naturforscher, die auf medizinischem Gebiete und in der
Physik ihren Mann stellen,* als aktive Überträger in Frage, so ist
zu erhoffealt, daß damit Schritt für Schritt zur Klarheit über alle
Umstände zu gelangen ist.
Wir wrollen nuü kurzer Hand "in diese höchst interessanten
Experimente eintreten.
Angeregt dazu waren wir, Herr Dr. med. Fr. /FreudenJberg und
der Schreiber dieses, durch Unterhaltungen über einige zweifelhaft
klingende Berichte, die damals in gewissen französischen
Zeitungen erschienen waren und die uns veranlaßten, diesen Versuchen
Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wir wohnten im Jahre 1914
in einer Vorstadt Brüssels in zwei gegenüberliegenden Häusern.
Die Entfernung zwischen beiden Zimmern vom Sitze des einen
von uns zu dem des andern betrug etwa 28 Meter. Dr. F. befand
sich in eineim Zimmer der Hinterfront seines Hauses, während
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