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Hofmann: Versuche über Telepathie.
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dieses Mal war jede vorherige suggestive Beeinflussung aus*
geschlossen, weil ich beschlossen hatte, irgendein Wort aus der
spät erscheinenden Abendzeitung zu nehmen — welche Dr. Fr.
nicht empfing. — Ich sprach skandierend aois: „Groenendael" —
mit dem festen Willen, Dr. Fr. solle dieses Wort erfassen. Dr. Fr.
berichtete, er habe damals unerwarteterweise Besuch erhalten
und sei seine Aufmerksamkeit abgelenkt gewesen. Er habe aber
empfunden, daß ich an einen schönen Wald dachte, in dem
große Teiche seien. In der Tat ist allen Besuchern der Brüsseler
Umgebung dieses idyllische Waldtal bekannt, welches den Namen
eines „Grünentals", so lautet das flämische Wort verdeutscht,
verdient.
Die sich zum Weltkriege zuspitzende Politik der damaligen
Zeit verbot uns die Fortführung dieser interessanten Versuche,
weil uns die erforderliche Gemütsruhe in der Aufregung der sich
überstürzenden Nachrichten fehlte. — Es sei gestattet, einige Bemerkungen
über vorstehendes anzuknüpfen.
Zunächst ist die Feststellung wichtig, daß eine Übertragimg
auf eine größere Entfernung möglich und daß keinerlei mediale
Fähigkeiten dazu erforderlich sind. Dr. Fr. sowohl als aamh ich
erfreuen oms, trotz eines vorgerückten Alters, noch vollkommen
aller geistigen Fähigkeiten, wir leiden weder an Kopfschmerz
noch an sonstigen störenden Erscheinungen. Wir sind sehr
ruhigen Temperaments und zeichnen uns durch große Selbst-
beherschung aus. Schreiber dieses, "besitzt äußerst scharfe Sinnesorgane
und eine äußerst schelle Auffassungsgabe, die er in
einem langen Dienste in chemischen und physikalischen Instituten
ganz besonders geübt hat. Er ist gewöhnt, äußerst präzise
seine Anordnungen m treffen und in der Behandlung von Menschen
geübt. Zwischen uns beiden besteht seit Jahren eine feste
Freundschaft, welche auf glücklicher Ergänzung unserer Charaktere
sich gründet. Es herrscht stets ein sehr gutes Einvernehmen
und gegenseitiges volles Vertrauen.
Ich halte die Erwähnung dieser Umstände für äußerst wichtig
für die Beurteilung dei\ Versuche.
Dr. F. wa'r damals mit der Bearbeitung seiner Reisenotizen beschäftigt
, also auf ein ganz anderes Thema eingestellt als diese
psychologischen Experimente, Schreiber dieses bearbeitete eine
chemisch-physikalische Frage — wir fanden also in diesen tele*
pathischen Experimenten eine Ablenkung, die uns gänzlich aus
dem Gedankenkreise brachte, der uns den Tag über erfüllte —-
also einen denkbarst günstigen Boden abgab für eine kurze Willenskonzentration
auf der einen Seite und eine passive Rezeptivi-
tät auf der andern.
Zweimal wurden durch Ablenkung des Dr. F. die Erfolge anscheinend
beeinträchtigt — aber er empfand den Anruf trotzdem
•and sogar verstand er einmal den Sinn des zu Übertragenden.
Das erste Experiment ist als gelungen zu bezeichnen. Denn
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