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Hofmann: Versuche über Telepathie.
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essant und geeignet, ein Licht auf das Gebiet der Fernsuggestion
zu werfen, von welchem die Telepathie ja nur eine Teilerscheinung
ist.
Über den Versuch vom 25. Mänz berichtete Dr. Fr., der als
Sender lungierte:
Ich bemühte mich von 9 Uhr bis 9 Uhr 15 Minuten, das Wort
Wasserfall zu übertragen, durch Aussprechen des Wortes
und sinnliche Vorstellung nach der visuellen Erscheinung und
dem brausenden Geräusche.
Die Aufzeichnung des Empfängers lautete:
Dienstag, den 25. März, 8 Uhr 50 Minuten etwa konrate ich
ndcht mehr weiter lesen. Ich war vollkommen „gedankenlos".
Die Leere war so groß, wie sie mir bisher noch nie zum Bewußtsein
gekommen. Ich dachte zum ersten Male in meinem
Leben gar nichts.
9 Uhr 8 Minuten trat ein Eisenbahnzug in die Leeret
Lokomotive,, Tender, Zaigführerwagen und dann eine unendliche
Reihe von Waggons, von denen ich nicht mehr weiß, ob es
Güter- oder Personenwagen waren. Dazu kam der Begriff der
Gleisanlagen, mit Weichen, Signalen, Kreuzungen usw. —
Ich sah alles von oben, auf einer Brücke stehend, unter welcher
der Zug hindurchbraustb. Um 9 Uhr 15 Minuten trat wieder
„Leere" ein. Erst gegen 9 Uhr 30 Minuten konnte ich weiter
lesen.
Im wesentlichen ist die Übertragung geglückt, das brausende
Geräusch wurde vernommen, \ber damit das weniger deutlich zu
erkennende Bild des Wasserfalles als vorbeibrausender Bahnzug
interpretiert. *)
Dieser Versuch lehrt deutlich, daß es sich in diesem Falle um
keine Wortsuggestion handelte, sondern tum die Übertragung eines
Bildes und Geräusches. Die Unendlichkeit des Bahnz/uges hätte ja
den Empfänger stutzig machen müssen und ihn zur Nachprüfung
der Übermittlung veranlassen, er würde alsdann wohl den von
Dr. Fr. gedachten Gegenstand erkannt haben.
Aber es war verabredet, nur die einfachen Gesichte zu notieren,
ohne in eine logische Diskussion derselben einzutreten.
Für den Abend des 26. März waren keine Verabredungen getroffen
. Immerhin versuchte Dr. Fr., die Person des Gajus
Julius Caesar zu übertragen, und zwar von 8 Uhr 55 Minuten
an. Von 9 Uhr bis 9 Uhr 15 Minuten war er zu einem
Empfange bereit, ohne jedoch einen merklichen Eindruck >zu erhalten
. Er war während dieser Zeit mechanisch beschäftigt.
Die Niederschrift des H. lautet:
8 Uhr 55 Minaijten klappte ich das Buch zu in Erwartung
einer Übermittlung, obschoti für den Abend nichts verabredet
*) Nicht von der Hand zu weisen ist auch die Auffassung des vorwärts
strömenden Wassers als Dampf, wodurch die Interpretation „Zug"
entstehen mußte.
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