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Dörfler: Der Justinus-Kerner-Bund und sein Schöpfer* 23
zwei Jahre vor (ihrer Verheiratung gelebt hatte.) „Kannst du dich
nicht an etwas erinnern?" Plötzich sagte sie: „Ja, ich gab deinem
Vater einige Photographien, als ich dort war." Dann sprach sie
etwas Unzusammenhängendes; ihre Kraft war zu Eude. Sie versuchte
nochmal zu sprechen, vergebens, und statt dessen erschien
blitzartig ein Aquarellbild vor meinen Augen. Sie schwand dann
hinweg. Ich war ganz verwirrt. Es schien, als komme jemand —
eine Wärterin — aus dem Nebenzimmer, ihr zu helfen. Meine
Schwester und ich gingen die Treppen hinab und ich wußte nichts
mehr. Ich war wieder normal und rang etwas nach Atem.
Ich schrieb meinem Vater. Er sagte: „Ja, deine Mutter gab mir
einige Photographien, während sie in Wangford war." (Eine Tatsache
, die ich nicht wußte.) Ich beschrieb das Aquarellbild. Er
sagte: „Ich kann es nicht genau sagen. Es sieht aber aus, wie
eine kleine Kirche, in der wir vor unserer Heirat einander immer
trafen — Dalestorth, Notts." (Ich weiß nicht mehr, sagte er in
oder bei Dalestorth. Das Bild zeigte eine kleine graue Kirche auf
einem erhöhten Grund.)
Was ich besonders zu erlangen wünschte, war in diesem Falle
erfolgreich geschehen — eine Tatsache wurde mir mitgeteilt, von
welcher ich vorher keine Kenntnis hatte, und sie erwies sich als
richtig.
Der Justinus-Kerner-Bund und sein Schöpfer.
Ein Beitrag zur okkultistischen Bewegung in Österreich.
Wie Wien auf dem Gebiete der Geheimwissenschaften seine
Du-Prel- und seine Reichenbach-Gemeinde und neuestens auch
seinen Paracelsus-Verein besitzt, so hat Graz seit einem Jahre
seine Gesellschaft für psychische Forschung, den „Justinus-Kerner-
Bund". Daß der Verein seinen Namen nach dem Verfasser der
Seherin von Prevorst führt, nicht nach Th. Körner, dem Dichter
des „Zriny", trägt" öfter zur ergötzlichen Verwechslung beider
Namen bei. Jeden Mittwochabend versammelt sich im Zeichensaal
der Färberschule in Graz eine wißbegierige Schar, um den
verschiedenen Vorträgen zu lauschen, die da über allerlei okkultistische
Fragen und Probleme gehalten werden. Sehr oft ist es
der Schöpfer dieses Bundes, J. E. Nordberg selbst, der an diesen
Abenden zu seinen spannenden Vorträgen, Lichtbildvorführungen
und Experimenten das Wort eingreift. Graz ist ja ein äußerst
günstiger Boden für okkultistische Interessen, es ist derzeit das
österreichische Eldorado des Okkultismus. Seine Medien sind
vielbegehrt, unter ihnen namentlich die mit wunderbaren medialen
Kräften ausgestattete Frau M. S____ Sogar die Grazer
* Urania" hat Vorträge über „Spiritismus" in ihr Programm aufgenommen
, und die von Professor D. Walter im vorigen Winter
abgehaltenen Vorträge bildeten eine Sensation. Auch kirchliche
Kreise haben das Gebiet des Okkultismus zum Gegenstand ihrer
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