Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 28
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0032
28 Psychische Studien. XLVriJ. Jahrg. 1. TTeft. (Januar 1921.)

sie verkörpert oder „organisiert" sich in unzähligen Einzelleiber»!
(Organismen). Eine unvermeidliehe, notwendige akzidentelle Begleiterscheinung
dieses Individnaiisationsprozesses ist nach
Kaindl der Egoismus, denn er beruht auf dem natürlichen
Selbsterhaltungstrieb der Einzelwesen im Kampf ums Dasein.
Aber ebenso sicher, als die seelische Weltmaterie in ihrer p r ä -
individuellen Phase einheitlich, „homogen*" ist, strebt sie in ihrem
(2.) physisch-individuellen Zustand diese Einheit an; sie ist durch
ihre organischen (oder „individuellen*6) Konzentrationen u u r
scheinbar zerrissen, gespalten. Dieses Streben nach Ver*
einigsung offenbart sich schon in den „altruistischen Liebestrieben
in der Natur" (Friedr. Mai er), und ist die metaphysische Macht
der von der Jesusreligion gefordertem Verwirklichunig des höheren
(„göttlichen") Lebens, ~ die Macht der christlichen Liebe.

Als Ergebnis der vorausgegangenen Untersuchung kann wohl
die Behauptung gelten, daß die Reinkarnationslehre wissenschaftlich
und philosophisch nicht 'standhält. In Wahrheit wird auch
durch diese Lehre das „Woher" des Menscheurätsels nicht gelöst,
sondern nur zurückgeschoben, weiter zurückverlegt an den Aus**
gangs- imd Orientierungspunkt („deus ex machiua") der retrospektiven
Religionsajuffas'suBg. Und dieser Weltgott könnte als
das Ich des Universums doch erst recht nichts anderes sein als
dessen metaphysische Substanz, — wir wären also beim Pantheismus
gelandet. Zum Pantheos aber läßt sich — um es gleich hier
zu sagen — kein ethisches Verhältnis gewinnen. Ein direktes
ethisches Verhältnis können wir nur gewinnen zu der mit uns in
entwicklungsmäßiger psychologischer Kontinuität stehenden Gottheit
d. h : zu der Gesamtheit der sittlich höchstentwickelten
menschlich-persönlichen Wesen des III. oder metaphysisch-individuellen
Lebenszustandes der seelischen Materie. Damit kommen
wir auf die ethischen und ethologischen (sittlichkeitslehrigen)
Folgerungen der reinkarnistisehen u n d der phyletischen Seelenhypothese
zu sprechen.

Wenn der Mensch eine Synthese im oben angegebenen Sinne
darstellt und somit physisch, geistig und charakterisch (gemütlich
) fortwährend unter dem Einfluß seiner gesamten phyleti-
sehen oder Stammeserbschaft steht, dann hat nicht er selbst
sich sein „Karma" geschaffen, sondern seine Vorfahren bzw. seine
ganze Aszendenz. Auch das seelische Geschehen ist also — trotz
der weitgehenden Divergenz oder Selbständigkeit der psychischen
Komponente von der physischen — bis ins feinste und kleinste
hinein bestimmt (determiniert).

Nietzsche hat einmal das Gesicht des Menschen mit einer
Landschaft verglichen. Was würde man erst für eine Landschaft
gewahren, wenn man den ererbten phyletischen Ich-Komplex,
diese tiefste Grundsohicht des Unterbewußtseins, mancher Mei>-
schen erblicken könnte! — — Solche arme Marionetten wollen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0032