Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 41
(PDF, 212 MB)
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Ley: Zur Psychologie des Größenwahns.

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wen», auch nicht im Wortlaut, bekannt gewesen sein. — Wir entlehnen
diese jedenfalls merkwürdige Vorausschau dem uns von
Frl. Margarete Moering gütigst eingesandten „Rastenburger Kreisblatt
" (Ostpr.) vom 23./IX. 20. Es wäre in der Tat zu wünschen,
daß von berufener Seite diese Aufzeichnungen auf ihren vollen
oder teilweisen Wert geprüft würden.

Zur Psychologie des Größenwahns.

(Unter Berücksichtigung der Abnormität bei Genialen.)

„Doch eben wo Begriffe fehlen,

Da stellt ein Wort zu rechter Zeit sich ein."

Es ist schon viel über die Megalomanie geschrieben worden
und in den ausgesprochenen Fällen ist es auch nicht schwer,
dieselbe zu diagnostizieren: ich wül jedoch versuchen, das Grundelement
der Erscheinung klarzulegen, was m. E. nur auf metaphysischem
Wege möglich ist. Daß die Genien oft einen megalo-
manen Einschlag haben, und daß die Bescheidenheit nicht ihre
starke Seite ist, möchte ich als bekannt voraussetzen. Die pathologischen
Züge des Genies sind, bildlich gesprochen, nichts weiter
wie die Schatten seines geistigen Lichtes. Die Basis für die
Manifestation von Genie oder Irrsinn ist das stark irritierte Zentralnervensystem
. Das Genie arbeitet gewöhnlich in großer Erregung
: es arbeitet impulsiv, es muß arbeiten. Die Arbeit des
Genies ist ein geistiges A b r e a g i er e n in hochgradiger Nervenspannung
. Der geniale Mensch spricht selbst immer von seiner
Intuition, von seiner Erleuchtung* Unsere großen Erkenntnisse
finden wir immer in der Spnache des Volkes. Der Ausdruck:
».Mir geht ein Licht auf!*4 spricht Bände und erweist die große
unbewußte und geniale Erkenntnis der Massenpsyche. In
jedem von uns schlummert m. E. die bewußte oder unbewußte Vorstellung
, daß wir ein Teilchen der Allmacht, des Bewußtseins
des Unbewußten, welches alles kann, sind. Der Ausdruck
Christi: „Ich bin der« Sohn Gottes4', ist m. E. gar nichts Pathologisches
, wie dies von manchen angenommen wird. Dieser Ausdruck
ist wohl nichts anderes, wie eine bildliche Darstellung
meiner philosophischen Ansicht: „Ich bin ein Teilchen des Ganzen
." Diesen Ausdruck hat Christus nicht gebraucht: denn die
Masse hätte ihn nicht verstanden.

Ferner scheint mir die Dreieinigkeitsvorstellung ein Symbol
für folgendes zu sein: Der „Sohn" ist das Bewußtsein, der
„Vater" das weit größere Unterbewußtsein, der „heilige
Geist" das unendlich große und entwickelte Unbewußte.
Das erstere fußt im zweiten, und das letztere im dritten.

Nehmen wir diese metaphysische Lösung an, dann gibt es von
einem absoluten Standpunkte aus betrachtet überhaupt keinen
Größenwahn. Die Megalomanie besteht dann nur für uns beschränkte
Menschen. Das Genie, das glaubt, die ewige Wahrheit


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