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48 Psychische Studien. XLVIIL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1921.)
Sehr gut! Schopenhauer wird sich freuen im Jenseits, daß dies
einmal festgestellt wird. Aber trotz dieses schweren Vorwurfes
sind wir der Ansicht, «laß die einseitige biologische Auffassung
der Materialisationphänomene, wie sie Dr. Geley betont, nicht ausreichend
ist, denn der Materialisationsprozeß betrifft nicht nur
organische Objekte, sondern auch Textilprodukte (Gewebe,
Schleier) mit dem äußern Anzeichen maschinente-chnischer Herstellung
, sowie anorganischer Stoffe. Man lese übrigens den
Schluß unserer Bemerkungen im Maiheft der Psych. Studien 1920
nach.
Hiermit ist für uns die Sache erledigt. Wie gesagt, wir wollen
niemanden^ Verdienste schmälern, aber wir halben daran fest, daß
Licht und Schatten rechtmäßig verteilt bleiben. J. Peter.
Zur Frage des gerichtsärztlichen Gutachters.
Nachdem von ärztlicher Seite selbst zu einem Mißstande auf
dem Gebiete des gerichtsärztlichen Gutachtenwesens öffentlich
Stellung genommen wurde, kann auch auf einen anderen Umstand
hingewesen werden, der Beachtung verdient.
Wenu es sich darum handelt, ein Gutachten über die Frage
abzugeben, ob bei einer Handlung, die das Kartenschlagen, Ausderhandlesen
, die Charakterbeschreibung durch Pendelung oder
Astrologie betrifft, ein Betrug vorliegt oder durch wessen Schuld,
und wie bei einer „spiritistischen" Sitzung Gesundheitsstörungen
entstanden sind, so werden meistens ohne weiteres die Amtsärzte
zugezogen. Mit sehr wenig Ausnahmen haben diese aber derartige
Vorgänge nicht studiert, ja überhaupt noch niemals gesehen
, trotzdem geben sie, lediglich begründet auf die Tatsache,
daß sie Arzt sind, ihr Gutachten nach „bestem Wissen und Gewissen
" ab, statt daß sie offen und ehrlich erklären, von diesen
Dingen nichts zu verstehen. Dies würde ihnen durchaus nicht
zum Vorwurf gereichen, da sie ja auf der Universität hierüber
nicht unterrichtet wurden, weil ihre Lehrer sich ja nicht um derartige
Erscheinungen kümmerten oder eine Erklärung, die der
Wahrheit entspricht oder nahekommt, versuchten. Trotz jahrelanger
Anregungen und wiederholter Aufforderungen waren bisher
diese offiziellen Stellen der Forschungstätigkeit nicht zu bewegen
, sich auf diesen Gebieten vorurteilslos zu informieren,
jetzt rächt sich diese Fahrlässigkeit bitter und wirft gerade kein
gutes Licht auf die Vertreter des einschlägigen Lehrfaches.
Wer nicht selbst durch persönliche wiederholte Beobachtung
die erwähnten Vorgänge kennen gelernt hat, besitzt nicht das
Recht, sich als Sachverständiger hierüber vernehmen zu lassen.
Professor Dr. A. Forel, der Direktor der Irrenanstalt Burghölzli
bei Zürich, schrieb bereits im Jahre 1918 in seinem Lehrbuch
„Der Hypnotismus oder die Suggestion und die Psychotherapie":
„Das Studium der modernen Psychologie, der Psychophysiologie,
der Suggostionslehre und der Psychanalyse, die beiden letzteren
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