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62 Psychische Studien. XLVTIL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1921.)
bedeutendsten holländischen Philosophen der Gegenwart bildet für jeden
selbständigen Forscher auf besagtem Gebiet eine wahre Fundgrube
reichsten Wissens und fruchtbarster Anregung. Schon die Angabe der
bisherigen psychologischen Literatur und der Hauptergebnisse exakter
physiologischer Wissenschaft zeigen die große Belesenheit und die
geniale Auffassungsgabe des 1842 aus einem uralten Geschlecht in Wol-
vega geborenen Denkers Hendrik Thoden van Velzen, der lange Zeit als
Prediger in Nieuwe-Schans, später in Hilvarenbeck wirkte, wo er jetzt
im Ruhestand lebt, nachdem es ihm — wohl wegen seiner Überzeugungs-
treue — nicht gelungen war, sich einen Lehrstuhl für Natur-Philosophie
zu erobern. Sein Grundgedanke, daß jede Bewegung in der anorganischen
Natur ein aktives Fühlen, Wollen und Bewußtsein von einem in ewiger
Gesetzmäßigkeit schaffenden unendlich weisen und tiigendsamen Wesen
= Gott ist, findet sich nach allen Seiten hin durch Geistesblitze beleuchtet
, wobei uns besonders wertvoll — auch für P.sychiatiker — das
Kapitel über Ähnlichkeit und Verschiedenheit unserer Geistestätigkeiten,
speziell des Fühlens und Bewußtseins des Wollens und de,s Nichtwollens,
sowie die an den bekanntesten Philosophen, von Plato bis auf Kant,
Fichte, Schopenhauer und Wundt geübte Kritik erscheint. Was wir bei
der Fülle von aphoristischem Stoff vermissen, ist ein Inhaltsverzeichnis
und Register. Zu beziehen ist das Werk durch den als paktischer Arzt
in Joachimsthal i. d. M. tätigen Herausgeber. Fritz Freimar.
Wie können wir dem Vererbungsgesetz oder dem Fluche Gottes —
ich strafe die Schuld der Väter bis ins 3. und 4. Geschlecht — steuern
bzw. entgegentreten? Von Gg. H a b e r 1 - Würzburg. Im Selbstverlag
des Verfassers. Druck: C. J. Becker, Universitätsdruckerei,
Würzburg.
Die Schrift beschäftigt sich mit der vom Verfasser vertretenen
„psycho-magnetisch-suggestiven Heilmethode" und dient der Hauptsache
nach dazu, ihn zu seiner Klientel in ein engeres Verhältnis zu
setzen. Freudenberg.
Die Fixsterne in ihrer Wirkung auf die menschlichen Schicksale« Mit
Tabellen über Längenpositionen in der Ekliptik, die Rectaszen-
sion, E*eklination und Breite nach dem Stande von 1900, nach
älteren und neueren Quellen zusammengestellt von Otto Pöllner-
München. Otto Mütterleins Verlag (F. Schneider), München 1920.
Der Verfasser mißt den Fixsternen zwar keinen selbständig bestimmenden
Einfluß zu, wohl aber einen die Planetenwirkung nicht
unerheblich unterstützenden. Für den Astrologen ist die Arbeit
jedenfalls von gewissem Interesse, welchen Standpunkt er derselben
gegenüber auch einnehmen mag. Freudenberg.
Handlexikon der Graphologie. Von Friedrich Frauenstädt. Ein
Nachschlagebuch der Handschriftendeutung für jedermann. München
1920, Otto Mütterleins Verlag, F. Schneider.
Der Inhalt dieses Büchleins hält genau das, was der Titel verspricht
, und zwar in vollem Umfang. Nur darf man ein Nachschlagewerk
nicht mit einem Lehrbuch verwechseln* Zum Erlernen aer
Graphologie ist ein solches nicht geeignet, dazu bedarf es der Schriftproben
, die in einem lexikographischem Werk selbstredend fehlen.
Dem graphologisch aber bereits etwas Bewanderten wird das obige
Nachschlagebuch wertvolle Dienste leisten. Freudenberg.
Verborgene Klänge» Gedichte und anderes. Von M e 1 o n, Leipzig
1918, verlegt bei Oswald Mutze. 8°, 145 Seiten. Preis broschiert
6 Mk., gebunden 9 Mk.
Kein geringerer als Goethe hat gesagt, daß jedes seiner Gedichte
im Grunde genommen ein Gelegenheitsgedicht sei. Und dieses Wort
gilt ganz allgemein für jede wahre Poesie. Wie sie unmittelbar aus
4er Seelenstimmung des Dichters hervorgeht/ so muß es einem Gedichte
, wenn es echt ist, gelingen, auch im Leser oder Hörer diejenige
Stimmung auszulösen, aus der sich sein Ursprung herleitet. Daß das
Gesagte, wenn auch nicht gerade ausschließlich, «so doch ganz beson-
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