Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 74
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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74 Psychische Studien. LXV1IL Jahrg. 2. Heft (Februar 1921.)

bis irgend etwas in die Türe zu treten schien, welche zum Zimmer
meiner Mutter führte. Die Leserin begann im Buche nervös
zu blättern. Schließlich erkannte sie, daß irgend ein fremder
Wille anwesend war, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen suchte. Sie weigerte sich hartnäckig, die Augen vom
Buche aufzuschlagen, bis das Gefühl, beobachtet zu werden, zu
stark wurde, um es länger zu ertragen.

Sie legte das Buch zur Seite und sah nach der Tür. Dort stand
ein alter Mann mit einem weißen Bart und leuchtenden Augen;
er blickte sie lächelnd und amüsiert an. Sie sah an seinem
aristokratischen Aussehen, daß er ein Hofmaim war. Da es für
einen Fremden unmöglich war, hier einzutreten, erkannte sie,
daß etwas Ungewöhnliches mit dem Besuche vorging, doch war
sie nicht darüber erschrocken. Sie war in der Tf»t nicht sehr
überrascht, denn sie wrar etwas medial, und fand nichts Schreckhaftes
in einem lächelnden alten Mann, der sie harmlos von der
Tür aus beobachtete. Sie glaubte, daß ihre Züge Beifall verrieten
, als er näherkam und sich auf einen Stuhl ihr gegenüber
an den Tisch setzte. (Ich fragte sie, ob er transparent war, sie sagte,
daß er es wahrscheinlich nicht war, denn er war ganz normal.)

In diesem Augenblick rief meine Mutter: „0, Tante, komme,
mein Bett bewegt sich!" Meine Großtante eilte in das Zimmer
und fand meine Mutter vor dem Bett stehend und dasselbe erstaunt
betrachtend. Das weitere erzählte nun die Mutter selbst.
Es scheint, daß sie wach im Bette und den Schlaf erwartend, an
viele Dinge dachte. Nach einiger Zeit bemerkte sie, daß sich
ihr Bett ein wenig bewrege; sie lag ganz still uud vermutete, daß
ein schwerer Wagen die Straße passiert habe. Aber die Bewegung
wurde stärker und glich schließlich dem Schaukeln
einer Wiege. Das Mädchen konnte kaum seinen Sinnen glauben
und fragte sich, ob sie nicht träume.. Sie verhielt sich ruhig,
um sich zu überzeugen, daß sie sich nicht täuschte. Nun bemerkte
sie, daß sich der Aufsatz ihres Schreibtisches bewegte,
und sie machte Lärm, der ihre Tante herbeirief. Ihr erster
Schrecken ging bald vorüber. Sie sahen einander ratlos an. Die
Tante aber erzählte ihr diese Nacht von dem alten Edelmann
nichts, und als sie in ihr Zimmer zurückkehrte, fand sie den Raum
leer.

Die Damen blieben diese Nacht beieinander imd verließen
am nächsten Tag das Hotel.

Sie hatten die große Treppe niemals benützt, da der Aufzug
bequemer war, aber bei ihrem Abgang stiegen sie dieselbe
hinab, die prächtig ausgestattet war und in einen Teil des Hotels
führte, den sie niemals betreten hatten. Es war wirklich bedauerlich
, ein so schönes Haus zu verlassen! Während meine
Mutter umherging und die Gemälde etc. betrachtete, blieb meine
Großtante vor einer Statue ganz starr vor Erstaunen stehen,
denn diese war genau das Bildnis ihres Besuches am ver-


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