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82 Psychische Studien. XLV1II. Jahrg. 2. Heft (Februar 1921.)
mit der die Vor- und Nachkontrolle geübt wurde, erhält man,
wenn man zum Beispiel liest, daß beim regelmäßigen Unter-
suchen der Fingernägel mit einer Schere, um etwa darunter verborgene
Fadenknäuel zu entdecken, eines Tages ein kleines Splitterchen
gefunden wurde; die mikroskopische Untersuchimg ergab
, daß es sich um ein Stückchen von der Schale einer Kömer-
frucht handelte, die Stanislawa vor der Sitzung als „Vogelfutter«
gestreut hatte.)
Das Schrencksche Werk enthält noch Dutzende exakt-wissenschaftlich
ausgeführte „Levitationsexperimente" (Freischwebend-
Erhalten von Gegenständen), bei denen die Versuchsanordnungeu
und die peinlich genaue Vor- und Nachkontrolle jede Möglichkeit
eines „mechanischen" Schwindels ausschließen; wer seine Yer-
suchsprotokolle und die zugehörigen zahlreichen (auch stereoskopischen
) Aufnahmen vorurteilslos überprüft, muß — auch
ohne eigene experimenteile Erfahrung — zur Überzeugung gelangen
, daß tatsächlich einzelne (ganz seltene) Personen bei
einer speziellen „psychischen Einstellung" die Fähigkeit besitzen
, Gegenstände, ohne sie zu berühren, durch unsichtbare
„teleplastische Effloreszenzen" in Bewegung zu versetzen! Dies
kann natürlich zuweilen auch un(unter-)bewußt und gegen den
Willen der medialen Person erfolgen, und damit wäre die
„grundsätzliche" wissenschaftliche Möglichkeit der vielverspotle-
ten „Spukphänomene" erwiesen.
Schrenck-Notzing hat nun auch der löblichen Gepflogenfreiit, nur
das anzuerkennen, was aus dem Auslande kommt, Rechnung getragen
und seinem Werk eine Anzahl von Berichten über ausländische
, gleichlautende Forschungsergebnisse angeschlossen,
die in deutschen Landen heute noch unbekannt sind. Zum Beispiel
die 21 ?jährigen Untersuchungen des kürzlich verstorbene])
Professors der Physik, Doktor W. J. Crawford der Universität
Belfast (Experimentalreihen auf systematischer, exakt-wissenschaftlicher
Grundlage), die Feststellungen «der französischen,
vom Pariser „Institut General Psychologique" delegierten Untersuchungskommission
, in der Gelehrte wie Monsieur und Madame
Curie, der Philosoph Bergson, Courtier, d'Arson-
val usw. saßen, die mehrjährigen Untersuchungen des Professors
Ochorowicz (Warschau) über die mechanische Wirkung
der sogenannten „starren" Strahlen usw.
In den letzten Tagen ist übrigens ein Werk „Physikalisch-
mediumistische Untersuchungen" des Ingenieurs Fritz Grunewald
(in Fachkreisen durch seine Wiederholung des berühmten
Crookesschen Wageversuches bekannt) erschienen, das die
Schrenckschen Versuche unter Anwendung streng-wissenschafl-
licher Methoden bestätigt und weiterführt, und eben erfahre ich
aus Paris, daß das nächste Heft der „Bulletins Periodiques" über
die vom Metapsychischen Institut durchgeführten Arbeiten neues
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