Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 85
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Ludwig: Animistische oder spiritualistische Deutung? 85

Ich fuhr also im Oktober mit zwei Kandidaten der Theologie nach
R. und hörte aus dem Munde des mir schon von Würzburg her
bekannten Paters B., der etwa in der Mitte der sechziger Jahre
steht, einen Bericht, der ihn selbst obwohl seit dem Erlebnis
schon 30 Jahre vergangen waren, tief ergriff, nicht minder aber
auch mich und meine beiden Zeugen. Er war damals (um 1890)
als Festprediger nach D. zu einem Kircheiifest eingeladen. Um
10 Uhr hatte er sich zu Bett gelegt, erwachte aber um 12 Uhr und
sah in der mondhellen Nacht von dem ganz in ;der Nähe des
Pfarrhofes gelegenen Friedhof einen Bauern auf das Pfarrhaus
zukommen. Er dachte sich, da muß nun der Herr Pfarrer norb
um Mitternacht zur Provisur fort (d. h. um einem Sterbenden die
heiligen Sakramente zu reichen). Aber wie erschrak er, als er
schwere Tritte die Treppe heraufkommen hörte, ohne daß vorher
angeläutet oder die Haustür geöffnet worden wäre! Im nächsten
Augenblick öffnet »ich die Schlafzimmertür von selbst und der
Bauer betritt das Zimmer. Die Gestalt, Kleidung, waren vollkommen
ausgebildet, das Gesicht dagegen undeutlich. Zwei volle
Stunden, von 12—2 Uhr, ging nun das Phantom im Zimmer auf
und ab. Zweierlei sei merkwürdig gewesen: Eine sehr kalte Luft
ging von ihm aus und ein unnachahmliches Tönen. Pater B. nahm
das auf dem Nachttischchen liegende Kruzifix in seine Hand und
wollte, nachdem er den ersten furchtbaren Schrecken überwunden
hatte, die Gestalt anreden, aber die Kehle war wie gelähmt. Er
brachte kein lautes Wort heraüs. Als endlich die Gestalt das
Zimmer verlassen hatte, durchwachte Pater B. den letzten Teil
der Nacht und beklagte sich am Morgen beim Pfarrer über das
schreckliche Vorkommnis. Der sagte, er habe „ihn" auch gehört.
Er komme öfter an Festtagen. Auch im Zimmer der Haushälterin
habe er sich schon gezeigt. Nim besuchte Pater B. nach seiner
Rückkunft nach R. den dortigen Bischof und erzählte ihm sein
Erlebnis. Der aber lächelt und sagt, er glaube nicht an Geister-
erscheinungecn und meinte scherzend, vielleicht hätten die Herren
am Vorabend dem Bierkrug zu eifrig zugesprochen. Aber Pater
B. sollte gerechtfertigt werden. Nach ein oder zwei Jahren wurde
in D. eine Mission durch vier Kapuzineipatres abgehalten, die
ebenfalls durch den Geist beunruhigt wurden, daraufhin das Haus
benedizierten und dem Bischof Meldung machten, der nun bedauerte
, Pater B. nicht geglaubt und ihn durch seinen Scherz verletzt
zu haben. — Dies die Aussage des Paters B. Ich wandte mich
nun brieflich an den derzeitigen Pfarrer in D. und bat um Beantwortung
von drei Fragen: 1. ob er in diesem Haus Ungewöhnliches
erlebte; 2. ob jene Kapuziner noch leben und welches Ihre
Adressen sind; 3. ob schriftliche Aufzeichnungen über den Spuk
im Pfarrarchiv sich finden? Am 25. Oktober traf die Antwort
ein, daß in der Tat eine Aufzeichnimg seines Amtsvorgängers
vorhanden sei. Die „Waiz" (vielleicht vom Althochdeutschen


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