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102 Psychische Studien. XLVIII, Jahrg. 2. Heft (Februar 1921.)
von diesen Erklärungen durch den nachträglichen Verlauf der
Ereignisse des Krieges am nächsten gelegt wird, und wir werden
dabei besonders die Fehlerquellen zu berücksichtigen haben, da
gerade durch diese ein tieferer Einblick in diese Fragen möglich
ist.
Zur Erläuterung des Gesagten mögen einige der hauptsächlichsten
Beispiele folgen, die sämtlich s. Z. in den Psych. Studien
wiedergegeben worden sind, sodaß eine Nachprüfung in dem betr.
Fall leicht möglich ist. Ganz wertlos sind zunächst (I) alle
Prophezeiungen post eventum, d. h. solche, die nach Eintritt der
betr. Ereignisse verfaßt und dabei ihrer Abfassungszeit nach oft
leicht zu bestimmen sind. Dazu gehört z. B. die irn 41. Jg. (Nov./Dez.
1914) 11.'12. Heft wiedergegebene Weissagung für das Jahr 1914,
*4ie aus dem Jahre 1841 herrühren und nach dem Salzburger
Volksblatt in Altötting in Bayern gefimden worden sein .sollte
(Ostdtsch. Rundschau Bromberg 5. 11. 14). Sie muß nach dem
August 1914 geschrieben sein, da sie Ende Juli einen politischen
Mord und Anfang August 8 Kriegserklärungen sowde den Sieg
Deutschlands und Oesterreichs in Aussicht stellt, muß aber auch
vor November desselben Jahres geschrieben sein, da sie (wohl
mit Zugrundelegung eines alten Volksglaubens, der auf die später
erwähnte Weissagung vom Jahre 1622 zurückgeht) den Frieden
auf Weihnachten 1914 ansetzt, der von zwei Kaisern ganz im
Sinne der Mittelmächte diktiert wird. Ähnlich ist die Sache bei
den Prophezeiungen, die genügend lange Zeit ante rem, d. h.
vor der Zeit ihres Eintreffens veröffentlicht worden sind, aber
sich hinterher als falsch erwiesen haben (11«). Dazu gehört
z. B. der zweite Teil solcher Prophezeiungen, wie wir sie eben
erwähnt haben, sofern dieser Teil sich eben auf die dem Verfasser
noch unbekannte Zukunft bezieht und gerade deshalb irreführend
ist. Anders liegen die Verhältnisse bei denjenigen Voraussagen
, die ebenfalls genügend lange Zeit vor ihrem Eintreffen
veröffentlicht worden sind, aber sich nachträglich als
durchaus richtig erwiesen und die wir wieder in individuelle und
die dem Volksglauben angehören zu teilen haben. Als Beispiel
solche, die dem Volksglauben angehören, zu teilen haben. Als Beispiel
für die erstere Art möge die Wolken visiou angeführt werden,
die nach einer brieflichen Mitteilung vom 4. X. 14 in den Psych.
Stud. 41. Jhrg. (Nov./Dez. 1914 11./12. Heft) wiedergegeben ist,
und die wenigstens die erste Hälfte des Krieges genau widerspiegelt
Die Vision hat am 11. August 1914 in Hamburg stattgefunden
und wird von der Haushälterin des Berichterstatters,
Frl. H., etwa folgendermaßen geschildert: Sie sieht 3 tief schwarze
Tiere am wolkenlosen Himmel, in der Mitte einen Elephanten,
der gegen einen Drachen rechts kämpft und links von einem
Bären angegriffen wird. Der Elefant stößt seinen Kopf weit in
den Rachen des Drachen, der sich weit nach hinten und unten
ausstreckt, und wrehrt sich mit furchtbare' Verzweiflung gegen
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