Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 114
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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114 Pöäydii&cto Statten. XLVI1I. Jateg. 2. Heft. (Febaw 1921.)

Lehnin sehen Weissagung geht es genau so, wie mit der Vision
des Sehwedenkönigs Karl XI: sie wurde jederzeit solange gedreht
und gedeutet, bis sie auf die jeweilige Schicksalszeit paßte,
die angeblich zum voraus verkündet sein sollte. Wie vorsichtig
man aber im Auslegen sein muß, das zeigt das Buch von Dr.
Max Kemmerich über „Prophezeiungen44, das im Jahre 1911 erschienen
ist. in diesem Buch wird die Lehnin'sche Weissagung
völlig ernst genommen und die Behauptung aufgestellt, daß sich
der Hinweis auf den, „der des Stammes Letzter sein wird" auf
Friedrich Wilhelm IV. beziehe, der tatsächlich der letzte „absolute
Beherrscher Preußens" gewesen sei. Man sieht, es finden
sich immer Gründe, wenn man etwas „beweisen" will. Dr.
Max Kemmerich ist von seiner Entdeckung homerfreut; denn nun
kann er Zeile 95 „et pastor gregem recipit, Germania regem" auf
Wilhelm I. deuten, weil hier, wie er meint, „mit klaren und deutlichen
Worten, ohne jede symboliserende Einkleidung die Neuerrichtung
des Deutschen Reiches unter Wilhelm I. vorhergesagt
sei". Heute deutet man Zeile 93 „tandem sceptra gerat, qui
stemmatis ultimus erit" auf Wilhelm IL, der tatsächlich zum
letzten Hohenzoliern auf dem Preußenthrone geworden ist. Aber
diese Deutung hängt noch gefährlicher in der Luft wie die Max
Kemmerichs. Denn dann müßten Zeile 89—92 auf seinen Vater,
den Kaiser Friedrich, gedeutet werden, von dem dann folgendes
geweissagt wäre:

„Der Sohn wird blühen, er wird haben, was er nicht gehofft
hatte.; Aber das traurige Volk wird in jenen Zeiten weinen.
Denn Geschicke eines wunderbaren Loses scheinen zu kommen.'
Und der Fürst wreiß nicht, daß ein^neue Macht wächst."

Es bedarf wohl kaum eines Wortes, um zu zeigen, daß diese
Zeilen nicht auf den Kaiser Friedrich zutreffen. Und noch viel
weniger treffen die vorausgehenden Zeilen 85—S8 auf Wilhelm I.
zu. Dieser wäre darnach in der Lehninschen Prophezeiung
folgend ermaßen charakterisiert:

„Der nachfolgt, ahmt seine verruchten Almen als der schlechteste
nach. / Nicht sind Stärke dem Geiste, nicht die Gottheiten

Einzelheiten der als bekannt vorausgesetzten klassischen Prophezeiung,
als an die auf die Achselklappen seines Freundes gedeuteten Worte
des „uralten Einsiedlers'4 im Wald, deren Zusammentreffen mit der
Zahl der Jahre 35 auch einem hyperkritischen Zensor als „immerhin
merkwürdig" erscheinen kann. Wir verweisen auf die eingehende
Studie eines ebenso wissenschaftlich wie okkultistisch genau orientierten
Mitarbeiters über Kriegsprophezeiungen in der IL Abteilung dieses Heftes
und betonen wiederholt, daß die „Psych* Studien" ein olfener Sprechsaal
für jede ehrliche, sachlich begründete Überzeugung sind; nur bitten wir,
die Duldung, die man für eigene, von der Schulmeinung abweichende
Äußerunsren beansprucht, auch anderen Mitarbeitern zuteil werden zu
lassen. Wir erinnern an das allerdings mehr als oberflächliche Gutachten
der drei Tübinger Wissenschaftler — darunter ein Kenner des
Okkultismus wie Prof. Dr. Österreich! — über den Spuk von Großerlach.

Schrif tl.


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