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136 Psychische Studien. XLVIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1921.)
Leitung durch tluidale Fäden, ferner an das Läuten einer Glocke
95 eni hinter dem Rücken des Mediums, an die radiographischen
Abdiücke der Effloreszenzen in verschlossenen Kassetten etc.
Außerordentlich lehrreich ist auch der Versuch mit den halbflüssigen
Membranen.
Weiterhin wurde von der Gegenseite die Anwesenheit der
Freundin P. beanstandet. Per ärztliche Zeuge Dr. Dürig äußert
sich über diesen Punkt in seiner Protokollergänzung wie folgt:
„Mir ist niemals der Gedanke gekommen, daß Frl. P. gewissermaßen
als Komplice bei einem vermuteten Betrug hätte mitwirken
können. Denn sie kam während ihrer Anwesenheit nur
in seltenen Fällen in eine körperliche Berührung mit Frl. Tom-
czyk. saß weit von ihr entfernt, so daß sie ihr nichts hätte zustecken
können, auch wenn sie gewollt hätte. Allerdings gab
sie ihr in einzelnen Fällen während der Versuchspausen einen
Schluck Wasser zu trinken und Iram so mit Frl. P. in körperliche
Berührung. Diese Handreichung geschah aber in der Weise,
daß während derselben Frl. Tomc^yk mit ihren Händen die Tischplatte
nicht verlasssen durfte und das Glas mit denselben überhaupt
nicht berührte. Außeidem fanden diese Pausen erst statt
nach Ablauf einer Reihe meist gelungener Versuche, so daß es
kernen Sinn mehr gehabt hätte, ihr noch nachträglich für die Ausführung
des zweiten Teils der Experimente irgend etwas zuzustecken
, nachdem dieser Einwand schon für den ersten Teil hinfällig
ist. Der Oarakter der Versuche schließt außerdem die
Beihilfe einer dritten Person aus, denn wie hätte Frl. P. dein
Medium heim Bewegen und Aufheben der Gegenstände helfen
seilen? Eine körperliche Untersuchung de^ Frl P. vor der
Sitzung wäre vollkommen zwecklos gewesen, da es bei genauester
Prüfung immerhin möglich ist ein kaum sichtbar?/* Haar oder
einen Fadenknäuei in den Kleidern oder in den Haaren so zu
verstecken, daß er nicht gefunden wird."
Dr. Recknagel äußert sich über diesen Punkt in seinem
Gutachten wie folgt: Nachdem Frl. P. bei den Versuchen des
Prof. Ochorowicz und auch bei einer Sitzung des Verfassers
in Warschau nicht zugegen war, erscheint mir ihre Anwesenheit
bei den übrigen Schrenckschen Versuche» belanglos. Auch war
bei den erwähnten Versuchen ohne Frl. P. nicht etwa eine andere
Vertrauensperson des Mediums an deren Stelle."
Ferner wurde das Fehlen von Zeugenprotokollen (vor Abfassung
des Buches) als ein Mangel bezeichnet. Nun ist aber
nach den Erfahrungen des Verfassers solchen Zeugenprotokollen
nur ein relativer Wert beizumessen. Denn das Vorurteil gegen
die Existenz okkulter Phänomene spielt noch eine Rolle bei
solchen Zeugen, auch wenn sie noch unter dem frischen Eindruck
des Geschehenen stehen. Wie bereits in der Einleitung zu dem
Werk „Materialisations-Phänomene" ausgeführt wurde, ist für
die Feststellung gelehrter Zeugen der gewohnheitsmäßige Ein-
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