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Hänig: Ludendorffs Kriegserinnerungen im Lichte des Okkultismus* 157
gebracht hat, daß man auf dieser Seite, wie später zugegeben
worden ist, tatsächlich zum Frieden geneigt gewesen ist (Ludendorff
p. 328, 431, 485) Was aber darüber hinaus liegt, läßt sich
aus den Angaben des Sehers nicht erschließen, da die Angabe
einer Gefahr für einen gewissen Teil des Krieges natürlich noch
kein Urteil über den Ausgang des Ganzen in sich enthält. Wir
können im Hinblick auf den Vergleich dieser Voraussagen mit
der Wirklichkeit nur die eine Frage stellen: Warum verschwieg
oder übersah der Seher, wenn etwa die zeitlichen Ereignisse in
Wirklichkeit nebeneinander verlaufen oder wenn sich alle diese
Vorgänge schon vorher in einer höheren Welt abspielten,.die
jenem Zeilpunkt folgenden Ereignisse, die doch entscheidend für
dio Geschichte seines Vaterlandes waren und daher seine größte
Teilnahme erregen mußten? Nimmt man dagegen die andere
Erklärung für das Hellsehen an, so erklärt sich diese Tatsache
leichter: wir haben hier tatsächlich nichts weiter als die Angabe
einer Kausalitätsreihe, die für Deutschland schließlich bis zum
Übergedacht über England führte, während der Seher die jetzt
einsetzende Gegenbewegung außer acht läßt, die durch den Eintritt
der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg zum Ausdruck
komme.
Nicht minder wichtig ist ein anderer Teil dieser halbrichtigen
Prophezeiungen: diejenigen, die zwar den Verlauf der Ereignisse
im wesentlichen richtig angeben, aber doch in geringen Einzelheiten
irren, sodaf» die Wahrschainiichkeitsrechniing hier eine
große Rolle spielt. Von allen individuellen Voraussagen, die hier
in Betracht kommen, ist wohl die des Falles von Tsingtau, die
semerzeK in den Ps. St 42. Jahrg. (Mai 1915) 3. H. veröffentlicht!
worden ist Die Nachricht geht auf den bekannten Naturforscher
Dr. Bennert zurück (Gibt es ein Leben nach dem Tode?), der im
Besitze der „Mitteldeutschen Volkszeitung" in Heiiigenstadt
(24. Febr. 1912) ist, wo sich ein Artikel des katholischen
Missionars Wand in Tschangtiau vom 31. Jan. 1912 befindet mit
der Überschrift: „Etwas von der chinesischen Revolulion" und
folgendem Inhalt: Ein älterer Pater erzählt, daß er vor 20 Jahren,
an den Pocken erkrankt, 11 Tage bewußtlos dagelegen und dabei
sein ganzes Leben durchlebt habe, wie es alles in den folgenden
20 Jahren genau eingetroffen sei: Ermordung zweier Missionare
am 1. Nov. 1897 (Nieß und Henle), Kirchenbauten, im* Juni d. J.
(d. h. 1912, hier beginnt also der interessante Teil, da die betr.
Nachiicht vom Januar 1912 stammt), Flucht des Paters und seiner
Brüaer nach Tsingtau. Dio Stadt werde dann von feindlichen
Kriegsschiffen beschossen und von der Landseite von einem
großen Heere augegiilfen, was die abermalige Flucht des^ Geistlichen
nach einem Lande mit kleinen Menschen und chinesischen
ähnlichen Häusern (Japan?) zur Folge haben werde; dann blieben
sie längere Zeit in der Fremde und kehrten dann nach China
zurück, wo die Kirche noch unzerstört sein werde; sein Ende
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