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Schlegel: Zu Dr. Gustav Zelters offenem Brief an Hermann Hesse. 167
tistischen Sitzungen gleichfalls ganz nüchtern auf dieser Erde zu
deuten, indem es sieh eben um eine halluzinative Ausdeutung des
irgendwie au? übernormalem Wege erhaltenen Wissens handelt.
Es ist ein schöner Glückszufall, daß ein solch begabtes Medium
auch in die richtigen Hände geiiet und von einem naturwissenschaftlich
und philosophisch durchgebildeten Forscher
untersucht wurde, der imstande war, die Versuche methodisch gut
anzustellen und weiterhin auch gedanklich zu durchdringen. Auf
die allgemeinen Ausführungen Wasieiewskis kann hier nicht genauer
eingegangen werden, es sei nur betont, daß sie recht beachtenswerte
Gesichtspunkte bringen. Bemerkt sei noch, daß er
ebenso wie ich die Ansicht vertritt, daß eine Erklärung der Telepathie
und des Hellsehens auf physischem Boden nicht möglich
ist, und er neint Versuche, die Telepathie mittels drahtloser
Wellen u. dergl. zu erklären, „sprechen nur für die geistige Genügsamkeit
derer, did sich mit ihnen zufrieden geben*.
in durchaus kritischer Weise setzt er sich mit den Versuchen
auseinander, erwägt die Fehierquellen und erörtert in besonders
eindringender Weise, ob und wie weit sich bei gewissen Versuchen
Telepathie und Hellsehen wechselseitig durchdringen, dabei
die Entscheidung vielfach in der Sehwebe lassend, eine Vorsicht,
der man nur beistimmen kann. — Eine Anzahl Abbildungen veranschaulichen
in sehr lehrreicher Weise die Leistungen des Mediums
und zeigen, die vielfach außerordentlich genauen Ergebnisse
der Versuche. Von Interesse ist dann noch eine „Auslobung
", indem Wasielewski denjenigen, der unter gewissen vorgeschriebenen
Bedingungen anscheinend hellseherische Leistungen
nfAchgewiesenermaßen mittels Tricks löst, 20 000 M. auszahlt
Alles in allem also ein Buch, das, was Versuche und Erörterung
der Versuche anbelangt, zu dem Besten gehört, was wir auf
dem Gebiete haben.
Zu Dr. Gustav Zellers offenem Brief an Hermann Hesse,
Eine Erwiderung von Dr. med. Oswald Schlegel, Tübiuem
Mau sollte heute die Literatur nicht unnötig vermehren, Zeil,
Kraft und Papier sparen und nicht glauben, andere belehren
und bekehren zu müssen. Aber ich denke, wenn eine Arbeit
nicht ruhen sollte, so ist es die. mit dem furchtbaren Problem
des eilebteu Krieges geistig fertig zu werdeu. Wie haben wir
Mona»: um Monat gebangt, ob wohl auch der Krieg einmal wieder
ein Ende nehmen würde, nicht weil wir Hasenfüße waren und
nicht mehr heimzukehren fürchteten, obwohl auch für diese Möglichkeit
dio Aussicht in mathematischer Progression schwaud, sondern
weil wir allmählich erstickten in der Fürchterlichkeit eine*
Lebens» bestimm!; m hassen und zu meiden. Damals haben wir
uns gelobt, nie die Qualen dieses Hasses ohne Echtheit, dieses
Tötens aus Beruf zu vergessen. — Die Natur fordert ihr Recht
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