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172 Psychische Studien. XL\ HJ. JahrK. ä. lUh. {Mar/ 1921.)
Versuche, sondern etwas allgemeiner auch auf den andern Inhalt
seines Buches eingegangen. Kindborg kritisiert zuerst den
üblichen Suggestionsbeyriff, dem gewiß manche Unklarheiten anhaften
; wenn er allerdings behaupte!, daß zwischen Suggestion
als Vorstellungsinhalt und als Akt der Uebertragung nirgends
unterschieden werde, so irrt er; ich möchte vermuten, daß ebenso
wie mir auch sonst andern dieser Unterschied geläufig ist, wenn
er viellach auch nicht ausdrücklich immer gemacht wird und man
K. recht geben muß, daß der Sprachgebrauch meist etwas lax ist.
Kindborgs eigene Definition faßt den Begriff sehr weit, er versteht
unter Suggestion als Akt jede geistige Einwirkung eines
Menschen auf einen andern, ab Inhalt versteht er jede Vorstellung
darunter, die nicht a^f eigener sinnlicher Wahrnehmung beruht.
Definitionen sind Sache der Uebereinkunft, die Hauptfrage ist
immer, ob sie zweckmäßig sind, und da meine ich, daß es jedenfalls
sehr erwünscht ist, eine Gruppe von Suggestionen aus dieser
ganzen Masse hei auszuheben und als Suggestionen im engeren
Sinuc? zu bezeichnen» nämlich die, die auf Grund irgendeiner Bereitschaft
besonders leicht angenommen werden, sei es Erwaitunj,
Furcht, Hoffnung odei' ein irgendwie bedingter Mangel an Kritik.
Insbesondere scheint mir, daß zum mindesten viele Autosuggestionen
gar nicht unter seine Definitiou fallen würden, denn eine
Sinneswahrnehmung ist vielfach vorhanden, sie wird uur infolge
irgendeiner Bereitschaft falsch gedeutet Es scheint mir also,
daß der springende Punkt frei vielen Suggesüonswirkungen nicht
die mangelnde sinnliche Wahrnehmung, sondern eine iigendwie
bedingte Bereitschaft ist, ei.ie m irgeiM^™^* Form herantretende
Suggestion (als Akt) anzunehmen, i*h die<=ie Bemerkungen
mache, liegt es mii fern, damit eintn Tadel ausswwhpn zu
wrcllen, insbesondere verzichte ich darauf, den vieli^h* unlösbaren
Versuch zu machen etwas Besseres an die Stelle zu setzen,
nur aus eine Lücke wollte ich hinweisen, durch die dem Verfasser
der Schrift manche Fälle entwischen werden, b* isl sogar
verdienstlich, die Frage mal wieder aufgeworfen ?u hanen.
Weiter führen uns die Gedankengänge des "Verfassers in die
Gefilde der Psychologie, indem er vom Ablauf der Gedanken,
den Affekten, dem Unterbewußtsein usw. spricht. Wie die meisten
Aenzte steht K. auf dem Boden der Psychophysiologie, die, wie
Philosophen und Psychologen zum großen Teil neuerdings eingesehen
haben, auf diesem Gebiete unzureichend ist und gar
nicht an den Kern der Erscheinungen heran kann. Der Gedankenablauf
erfolgt nach ihm auf Grund einer Art von fnduktion,
das Unterbewußtsein ist die Gesamtheit aller nicht vom Oberbewußtsein
wahrgenommenen Nervenströme, und Affekte sind
physikalische Energien. Es ist hier nicht der Ort, in eine längeie
Erörterung dieser Anschauungen einzutreten, sondern nur im allgemeinen
sei gesagt, daß das doch nur Deutungen dieser
psychischen Vorgänge im Rahmen und zuliebe einer mechanisfi-
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