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Tischner: Suggestion, Hypnose und Telepathie. 171?
sehen Anschauung sind, und zwar voreilige Deutungen, ohne
daß man versucht, füi diese psychischen Erscheinungen eist einmal
auf rein psychischem Gebiet Verständnis zu finden, wie das die
moderne Psychologie versucht. Psychische Affekte sind, als solche
keine Energien, sondern eben — Affekte, d. h. eigenartige psychische
Vorgänge; in zweiter Linie mag man sie dann ja auf
Energien als ihre Entsprechung in der physischen Welt zurückführen
oder diese mit ihnen in Verbindung setzen.
Weiterhin bemerkt nun K.. daß, wenn man sich auf diesen
Standpunkt stellt, dann die Telepathie keinen exzeptionellen Vorgang
darstellt, sie würde vielmehr nur eine uuter besonderen Verhältnissen
eintretende Teilerscheinung allgemeiner Sätze sein.
Weil die Wissenschaft nur eine Fortpflanzung von Nervenströmen
durch Leitung kannte, so hat sie sich gegen die Anerkennung
der Telepathie gesträubt. Allem Anschein nach ist also K. auf
Grund seiner theoretischen Anschauungen dazu gekommen, die
Telepathie für möglich zu halten, er ist also von — meiner Meinung
nach unhaltbaren — Voraussetzungen aus zu verdienstvollen
Untersuchungen gelangt, ein interessanter und bekanntlich in der
Wissenschaft nicht seltener Fall. Nun sei auf seine Versuche ein
wenig eingegangen.
Der Verfasser arbeitete, mit mehreren Versuchspersonen, er
selbst war meist 'Geber, in andern war er Empfänger, während
seine Frau, die ihn hypnotisierte, als Geber diente. Die Ver-
Miehspe;sonen wurden meist hypnotisiert, die Hypnose war bei
manchen Versuchen tief, bei 'andern mehr oder weniger oberflächlich
. Bei einer Versuchsperson hat er in der Tat Ergebnisse
erzielt, die man wohl als beweisend ansehen darf, und er
seihst betont auch, daß er nur diese als solche betrachtet. Die
Ergebnisse mit den andean Versuchspersonen sind weniger gut
und könnten für sich allein genommen nicht überzeugend wirken,
man könnte Zufall für die Ergebnisse verantwortlich machen, mit
den andern zusammengehalten wird man aber geneigt sein, auch
hier mehr als Zufall zu sehen.
Was die Versuchsauoldnung angeht, wird der Skeptiker daran
bemängeln, daß die Versuche immer mit Berührung gemacht wurden
, er wird darauf verweisen, daß dabei MuskeUesen eine Rolle
spielen kann. Wenn man sich die Versuche kritisch darauf ansieht
, so wird man aber zu dem Ergebnis kommen, daß Muskel-
lesen kaum eine KoUe spielen kann. Die durch das Anfassen bedingte
körperliche Nähe von Geber und Empfänger legt natürlich
einen zweiten Einwand nahe, den des unwillkürlichen
Wüstems. Die Prolokolle geben auch dafür kaum einen Anhalt
, es wird vielfach der Gegenstand nicht einfach genannt wie
es bei dies: r Fehlerquelle zu erwarten wäre, oder in den Worten
beschrieben, die innerlich beim Geber zu erwaiten wären,
andern in Wendungen die für die Echtheit sprechen. Zum Teil
sind die Ergebnisse recht gut, indem die Vp. z. R. ein Messer,
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