Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 177
(PDF, 212 MB)
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Kuhn: Vom Autrechtsehen

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eigene Willenskraft in seiner verheerenden Wirkung gedämmt
und in die günstigste Bahn geleitet wurde. Der Entscheid zwischen
Sensibilität in diesem Falle einerseits und einer Aus^-
wirkung der Willenskraft anderseits, möge jedem selbst überlassen
bleiben: ich fühle mich dazu nicht berufen.*)

Vom Aufrechtsehen.
Von K. Kuhn (Lohr a. M.).

Die Kristallinse des menschlichen Auges entwirft auf der Netzhaut
ein umgekehrtes Bild der Außenwelt An frisch ausgeschnittenen
Augen kann man die verkehrte Lage der Netzhautbilder
recht gut unmittelbar beobachten. Meist benützt man das große
Auge eines Rindes, bei dem man mit Vorsicht hinten den mittleren
Teil der harten Haut (Sclera oder Sclerotica) und der Aderhaut
(Chorioidea) entfernt, während man die zarte Netzhaut
(Retina) stehen läßt. Wird ein so vorbereitetes Auge auf einen
hellen Gegenstand gerichtet, so erblickt man auf der Netzhaut ein
kleines, scharfes und vollständig umgekehrtes Abbild davon. Es
gibt viele Erklärungsversuche, warum wir die auf der Netzhaut
verkehrt erscheinenden Bilder der Wirklichkeit aufrecht sehen:
doch befriedigen sie nicht alle.

Piofessor G. M. Stratton*) hat nun durch eine geistreiche experimentelle
Untersuchung das interessante Problem der Lösung
ein beträchtliches Stück genähert. Stratton stellte sich als erster
die Frage: „Ist überhaupt die Verkehrte Stellung der Netzhautbilder
notwendige Vorbedingung des Aufrechtsehens?" Er konnte
sie duich einen wunderlichen Versuch, den er an sich selbst vornahm
, verneinen. Er bestand darin, daß Stratton sein linkes Auge
mit einer Klappe verdeckte, während er vor das rechte einen
Umkehrapparat brachte, ein Augenrohr, das eine Zusammenstellung
zweier rechteckiger Reflexionsprismen enthält, und die
Bilder der Gegenstände umgekehrt zeigt. Wenn der Apparat mit
einer elastischen Kopfspange vor dem rechten Auge getragen
wurde, so standen die Bilder auf der Netzhaut nicht wie gewöhnlich
auf dem Kopf, sondern aufrecht Wie zu erwarten war, sah
Stratton in der ersten Zeit infolge der ungewohnten aufrechten
Stellung der Netzhautbilder alle Gegenstände in seiner Umgebung
verkehrt. Dieser Umkehrapparat wurde bei einem Versuch drei
Tage und bei einem zweiten sogar acht Tage ununterbrochen getragen
; nur während des Schlafes wurde er abgelegt Während
der ersten Tage erschien die ganze sichtbare Umgebung durch-

*) Die für eine oberflächliche Weltbetrachtung nächstliegende Annahme
eines bloß /Aifälligen Zutreflens darf bei der unleugbar großen
Rolle, die der Zufall im Leben spielt, u. ß. doch nicht ganz ausgeschaltet
weden, 7umal es sich um ein«» verhältnismäßig nur geringe Zahl von
Veränderungsmö^liclikeiten handelt, wenn man nicht einen einzelnen
Punkt, sondern große Körperteile in Betracht zieht — Schriftl.

**) Zeitschrift für Psychologie, Bd. 18. J. A. Barth. Leipzig. -

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