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188 Psychische Studien. LXVIIL Jahrg. 3. Heft. (März 1921.)
den. Sein Junge starb als Kriegsfreiwilliger den schönsten der Tode
durch Absturz seines Flugzeuges in der Lüneburger Heide. Schon
früher hat sich Schlaikjer einmal mit okkulten Problemen verbucht
Das persönlichste Betroffensein vom Trennungsschmerz hat ;hn erneut
und diesmal gewiß mit nachhaltiger Wirkung zum Okkultismus
geführt. Kr ist zufällig auf Oliver Lodge's Buch „Raymond" gestoßen
, dessen Inhalt den Lesern unserer Zeitschrift durch Herrn
General Pcter's fleißige Feder bekannt geworden ist. vSchlaikjer hat
«um in der „Täglichen Rundschau" in mehreren Aufsätzen die Ergebnisse
Lodge's dargestellt und kritisch gewürdigt. Diese »ind nun
das Buch, in \ier Artikeln: Die \\ elt der Gestorbenen — Das sogenannte
Unterbewußtsein Das Geheimnis der Träume — Der
Traum als okkulte Erscheinung —- führt der philosophisch geschulte
Verfasser seine Leser in die wichtigsten Probleme tin. Kr tut dies
vereint mit zwei Haupthelfern: Schopenhauers „Versuch über das
Geistersehen und was damit zusammenhängt" aus dem Jahre 1341 und
^anitälsrat Beigmanns neuzeitliches Buch über „Die Tlverienc des
Träumens''. Nicht immer können wir dem Verfasser folgen und
manche seiner Erklärungen müssen wir ablehnen. Wie er das ^Übernatürliche
'* definiert, kann nicht unseren Beifall fii den, wed unsere
Erfahrung eben zu anderen Wegen führte. Die Natur als Allumfassendes
umschließt in sich Sinnliches und Lbersinnliches und im letzten
Bezirk .sind in diesem Zusammenhang die meisten der okkulten Tatsachen
beheimatet. Aber Schlaikjer kommi es in erster Linie daraui
an, wie er im Vorwort sagt: „daß ernste Probleme zunächst als Probleme
Anerkennung lirden, um dann ohne abergläubische oder skeptische
Vorcingenommeoheit mit den Mitteln der achten Philosophie
untet sucht zu werden".
Der Okkultismus findet in unseren Tagen in Intellektuellen
Kreiden starken Eingang, Kritik, Würdigung und auch Anerkennung,
die seinen verdientesten Vorkämpfern - der Begründer dieses Journals
, sein Sekretär und erster Verleger voran versagt \ur. Sie
alle weiden von drüben her Freude haben, wie das kalte Eis derVer
neinung dieser Tatsachen und Probleme von Tag zu Tag mehi
schmilzt. Sie werden sich aber auch über ein so mntvollcs Bekenntnis
freuen, mit dem d^r aufrecht gesinnte Ench Schlaikjer vor sein
großes Publikum tritt. Wollen Sie, mein Le«cr, Ihren besten Bekannten
für die Ihnen \ ielleicht schon vertrauteren Dinge des Uber
sinnlichen interessieren, so widmen Sie ihm dieses durch erlesenen
Geschmack \orzüglich ausgestattete Buch. Er wird Thncn dankbar
sein! Walther Roßberg.
/ Asien als Erzieher. \ on Paul C o h e n - P o r t h e i m. Leipzig
^ 1920 bei Klinkhardt & Biermann, VIT u. 241 S. Gebunden 26 Mk-
Vorrätig bei Oswald Mutze, Leipzig.
Während es rn>ch \or wenigen janren ein Wagnis» uar, in einem
für die breite Öffentlichkeit bestimmten Buche okkulte Probleme auch
nur anzudeuten, kann heute keine ernsthafte Abhandlung über geistige
Dinge erscheinen, die sich nicht eingehend mir diesen Fragen auseinandersetzt
. Die vorliegenden Untersuchungen und Betrachtungen
haben den Vorzug, daß sie nicht einem Konjunkturbedürfnis, sondern
der unfreiwilligen Muße eines Gcfangencnle^ens ihr^ Entstehung \er
danken. Der Verfasser hat die ihm aufgezwnng^ne Ausschaltung andern
habenden Daseinabetrieb glücklich benutzt indem er an du
Kulturbegriffe unserer Zeit das Scheidewas-er örtlichen Geistes heranbringt
, macht er ihre geringe Dichte deutlich. Gegenüber den er
habenen Maßen, die die Welt der geistigen Besinnung Asiens, allerdings
nicht des gegenwärtigen, sondern eines sozusagen ewigen
Asiens verdankt, verlieren die Ideale um die wir uns erbittert streiten,
an Bedeutung, und die unvertilgbaren Förderinnen des menschlichen
Geistes erheben ihre mahnende Stimme. Wie v^r-iieden die
Gewandungen sein mögen, die die Seele ihnen bildet, der Verfasser
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