Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 214
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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214 IMHn-cho ^iikIhmi XIA'III. Jahiu. 4. Ild'i. ( \pi il HUI.)

in seine Wohnung. Der staik gealterte Künstler (Abb. 1) z-eigie
bereits erhebliche Beschwerden in den Reinen und mußte beim
Gehen gestützt werden, war aber geistig vollkommen frisch und
lieft sich von mir einen ausführlichen Bericht über die neueren
Fortschritte am dem Gebiete des Okkultismus geben. Am 16. Juli
v. .f. entschlief er infolge eines Schlaganfalles, ohne in den vorangehenden
48 Stunden das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.

Kellers Hinneigung zum Tianscendentalen, die Vertiefung in
komplizierte psychologische Probleme war jedoch nur eine Seite,
ein. kleiner Teil seines Wesens; es würde falsch sein, das gewaltige
umfassende Kunstschaffen dieses Meisters nur von diesem Gesichtspunkt
aus zu beurteilen. Er beschäftigte sich auch mit den
allerrealsten Dingen und erhielt z. B. einmal in einer Bayreuther
Industrieausstellung eine Medaille für Anfertigung einer eisernen
Ueb erse t7 ung? dr ehbank.

Keller war vielleicht der beste Damenporträtmaler unserer
Zei'i, ein Sittenschilderer, der allerdings immer tief in das Leben und
seine Erscheinungen einzudringen suchte; er liebte ungewöhnliche
Kombinationen, aparte Nuancen, besaß einen ungewöhnlich fein
entwickelten Farbensinn und beherrschte spielerisch die Form.
I)ie?er Virtuose des Pinsels nahm seine Themata, wo er sie fand,
aus der Antike, aus dem Mittelalter, aus dem Salon, aus dem
Pleinair; aber alle seine Bilder hatten den persönlichen Akzent
und wirkten immer durch ihr Innenleben, ihren psychischen
Ausdruck. Als Lebenskünstler war er kein Intellektualist, wie
manche geiner Kritiker mißverständlich behaupten, hatte keine
Richtung, keine Schablone, keine einseitige Technik, zeigte eine
Scheu vor der Oeffentliehkeit und liebte die Einsamkeit, um sich
seine:1 zweiten Muse, der Musik hingeben zu können; denn auch
im Klavierspiel war er weit über den Dilletantismus hinaus gelangt
. Der eiserne Fleiß und die außerordentliche Fruchtbarkeit
in Kellers Schaffen sind bekannt. Von gewissen Themen und
Porträts sind mehrere hundert Skizzen vorhanden; so liegen von
dem letzten weiblichen Modell, das ihm 5 Jahre lang bis zu seinem
Tode zur Verfügung stand, nicht weniger als 203 verschiedene
Studien vor.

Wenn Keller aber als Malerpsychologe ip der Gegenwart in
der ersten Reihe steht, wenn die im Vergleich zu seinem gesamten
Lebenswerk verhältnismäßig geringe Zahl von Gemälden mit
mystischer Tendenz eine so große Bedeutung in seinem Schaffen
beanspruchten, so ist das erklärlich, weil grade Werke dieser
Richtung zu seinen Meisterschöpfungen gehören, wie z. B. die
„Auferstehung der Toten", „Glückliche Schwester", die Magdeleine-
darstellungen usw., und weil die Werke dieser Richtung ohne jede
Konkurrenz dastehen und weder inhaltlich noch darstellerisch
irgendwie von anderen bedeutenden Künstlern übeiholt sind. Es
ist nicht zu schwer, andere hervorragende Porträtisten wieder
aufzufinden; man wird aber vergeblich suchen müssen nach einem


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