Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 217
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Iiiig: Zwei Geistererscheinuogen.

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wurde sie in ihrer Vermutung wieder irre und wandle sich uim.
Wie erschrak sie aber, ata sie unter der Tür ihren verstorbenen
Vater nm traurigem, auffallend ernstem Gesicht sah! Der Kopf
war ganz klar gebildet, der Unterleib verschwommen hellgrau, wie
durchsichtig, so daß man nicht mit Bestimmtheit zu unterscheiden
vermochte, wie er geformt war. In ihrem ersten Schrecken stieß
?io einen Schrei aus und wandte das Gesicht einen Augenblick ab.
Als sie wieder hinsah, war alles verschwunden.

Was war das nun gewesen? War's eine Halluzination, die
aus ihrer Einbildung kam? Oder war's eine Realvision, ein
Gebilde, das in Wirklichkeit zwar vorhanden, aber doch nur durch
ihre eigene unbewußte Seelentätigkeit geformt war? Oder war es
wirklich der Geist ihres Vaters gewesen, der sich für einen kurzen
Augenblick sichtbar machen konnte, 'um den sehnlichsten Wunsch
seiner Tochter zu erfüllen? Ich will diese Fragen zunächst unbeantwortet
lassen und an einem andern Fall einer „Geister-
erschednung" zeigen, wie schwer es ist, in diese geheimnisvollen
Erscheinungen einiges Licht zu bringen. — Vor einiger Zeit erzählte
mir ein geistig und körperlich frisches und durchaus gesundes
Mädchen im Alter von 24—25 Jahren folgendes: Sie habe einen
älteren Mann gekannt, den sie zuweilen in einer befreundeten
Familie traf. Dieser Mann habe sich rasch einer Operation unterziehen
müssen, ohne daß es ihr möglich gewesen wäre, ihn zuvor
noch zu sehen. Er sei dann auch an der Operation gestorben.
Weil es ihr nicht mehr möglich gewesen sei, noch etwas für ihu
zu tun, habe sie ein Gelübde getan, ein Jahr lang täglich drei
Vaterunser für ihn zu beten. Nach 8 Tagen aber sei sie schon
nachlässig geworden und habe mit dem Vaterunserbeten aufgehört
, ohne sich dabei irgendwelche Gewissensskrupel zu
machen. Nach einigen Tagen ging sie abends um K10 Uhr m
Bette. Es war Sommer, und der Tag dämmerte noch. Während
sie noch ganz wach im Bette lag, hob plötzlich edn Poltern und Gerassel
an, wie wenn eine über Ketten rollende Falltüre niedergelassen
würde. Sie erschrak heftig und dachte im ersten Augenblick
an ein Erdbeben. Gleich darauf aber öffnete sich, während
sie aufgeregt im Bette saß, die Zimmertür, und der oben erwrähnte
Verstorbene tra': „in Begleitung des Heiligen Thomas44 herein.
Beide waren weiß gekleidet, der Heilige wie ein Pilger mit Len-
denband, das seitlich herabhinig, der Verstorbene in ein Faltengewand
, ähnlich einem Sterbekleid. Die beiden Gestalten traten
vor das Bett des Mädchens, wobei der Verstorbene, der etwas
schüchtern zu sein schien, von dem „Heiligen44 geführt oder eigentlich
mehr nach sich gezogen wurde. Vor dem Bett hielt der Verstorbene
die gefalteten Hände wie betend vor sein Gesicht und
blieb mie dem „Heiligen'4 mehrere Minuten lang in dieser Haltung
stehen, um durch diese Geste das Mädchen an die Erfüllung ihres
Gelübdes izu erinnern. Nach einer Weile wandten sich die Gestalten
um und entfernten sich durch die Tür, durch wrelche sie


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