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Nonweiler: Seltsame Erlebnisse
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einem leichten Druck in die Nieren zwang, sich auf den Boden zu
setzen. Ähnlich, glaubt der Experte, verhält es sich bei Coulon.
Wie dem auch sei, diese Erklärung ist für die in dem Laboratorium
Prof. Riehets beobachteten Phänomene nicht ausreichend.
Nehmen wir eines der Experimente: Drei Männer bilden Kette,
aber so, daß jener, der Coulon heben sollte, in «der Mitte sich befindet
. Coulon berührte die sensiblen Stellen der zwei anderen,
die ihrerseits den in der Mitte befindlichen Mann an der Hand
berührten. Das Ergebnis war auch unter diesen Umständen das^
^Ibe: Unmöglichkeit auch für den stärksten Mann, Coulon vom
Boden zu heben! Coulon ist also unter diesen Bedingungen nicht
imstande, direkt auf die Nervencaentren zu wirken, denn er berührt
die Person, welche den Hebeversuch macht, nicht. Damit
werden die bisherigen Erklärungen hinfällig. Wie kann sich die
Wirkung Coulons durch einen menschlichen Körper und ohne
direkten Kontakt übertragen? Wie kommt es übrigens, daß Coulon
, wie man festgestellt hat, die Wirkung nach seinem Willen
aufheben kann?
Der „Matin" schließt seinen Bericht über den unbegreiflichen
Vorgang mit einer Meinungsäußerung Richets: „Warten wir ab'\
sagt der Forscher, „arbeiten wir und beeilen uns nicht, ein Urteil
zu fällen, experimentieren wir kalt, ohne zu suchen, zu früh
zu erklären. Es gibt mehr Dinge in der Wirklichkeit, als wir
uns vorstellen können." Was Coulon selbst betrifft, so glaubt
Coulon nicht an ein Phänomen und erzählt, daß er, mit seinen
Kameraden ringend, die Sache gefunden hat. Er stellt sich gern
und ohne Ansprüche den Experimenten zur Verfügung, in welchen
seine Hüften und Muskeln angestrengt werden. —
Seltsame Erlebnisse.
Mitgeteilt von Theodor Nonweiler, Referendar in Kusel (Pfalz.).
Im Augustheft 1920 der „Psychischen Studien" habe ich den
Lesern in meinem Artikel: „Zur Frage der Klopfphänomene44 in
Aussicht gestellt, daß mein Vater, Amtsgerichtsrat Nonweiler, in
dieser Zeitschrift einen Teil beiner okkulten Erlebnisse zur Veröffentlichung
bringen werde. Er hatte damals eine methodische
Darstellung der wichtigeren, in einem Zeitran»m von etwa fünf
Jahren gewonnenen Resultate ins Auge gefaßt. Von diesem Gedanken
sind wir jedoch aus verschiedenen Gründen wieder abgekommen
; nicht zuletzt war maßgebend die Rücksicht aiuf den beschränkten
Raum in den „Psych. Studien", der ohnedies schon
dem igroßen Stoffandrang, wie aus Bemerkungen der Schriftleitung
hervorgeht, nicht gewachsen ist. Neuere, durchaus glaubwürdige
Werke der okkulten Literatur1) bringen außerdem ein so reich-
—--
*) Ich verweise z. B. auf: Ohlhaver, „Die Toten leben4*; v. Lehsten:
,,Ich sterbe und lebe doch"; Frh. v. Erhardt, „Spiritismus und Ehrenwort
*6.
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